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Ein städtisches Abenteuer: Gegen die Vermozartung einer Stadt

Mit dem EU-Projekt Trichtlinnburg, dessen Name sich von den drei kooperierenden Städten Maastricht, Tallinn und Salzburg ableiten lässt, setzte der Salzburger Kunstverein mit seinen Partnern ARTgenossen, gold extra und der INITIATIVE ARCHITEKTUR salzburg auf die künstlerische Erfahrbarmachung eines Raumes, dessen historische und soziokulturelle Strukturiertheit mit aktuellen urbanistischen Fragestellungen und Modellen von Sichtbarkeit konfrontiert wurde. So nahm die deutsche Künstlergruppe LIGNA die klaustrophobischen und Sicht-verstellenden Momente in der Getreidegasse zum Anlass, um mit ihrem Radioballett Zerstreute Touristen auf das touristische Verhalten in innerstädtischen Kernzonen hinzuweisen. Die mit Radio, Kopfhörer, Fotoapparat und Mozartkugeln ausgerüsteten TeilnehmerInnen folgten den Anweisungen des freien Senders Radio Fabrik und wurden dadurch zu interventionistischen DarstellerInnen in einem automationsgestützten und sich täglich neu formierenden Aktionsszenario. Julius Deutschbauer und Gerhard Spring eröffneten die 70. Baumax-Filiale in einem Innenstadtlokal und verwiesen dabei auf die Konstruktion nicht nur des Eigenheims sondern vor allem von Geschichtsmomenten, wie sie in aktuellen Gedenkprojekten zur Entstehung der Zweiten Republik auftauchen und eine kritische Öffentlichkeit mobilisieren. Die Konstruktion von Geschichte im Film hinterfragte Pia Lanzinger während einer speziell aufbereiteten Sound of Music Bustour, die zahlreiche amerikanische Touristen täglich wahrnehmen, um den Originalschauplätzen in diesem, weltweit zweit meist gesehenen Film nachzuspüren. Eine Recherche der urbanistischen Art nahm das KünstlerInnenduo Transparadiso vor. Unterschiedliche leerstehende Innenstadtlokale wurden mit designten Postern verziert, um auf deren Existenz hinzuweisen und BesucherInnen die Suche nach diesen zu erleichtern. Tranpsaradisos legendäres Indikatormobil diente hierbei als Anlaufstelle, bei der diverse Probeschlüssel abgeholt werden konnten und ein filmischer Hilfswegweiser zu sehen war. Das andere Salzburg zeigte auch Sanja Ivekovic in der Videocollage (If) I Lived Here, die Ausschnitte aus dem Leben von Jungrappern in Siedlungshöfen, winterliche Straßenmusikanten sowie andere, von Touristen nicht wahrgenommene BewohnerInnen Salzburgs mit klassischen Altstadtshots kombinierte. Als dreitägig angelegtes Projekt im öffentlichen Raum bot die Salzburg-Version von Trichtlinnburg eine stille, wenngleich wesentliche Gegenplattform zu dem in den Sommermonaten musikalisch und touristisch angelegten Stadtgeschehen.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Ein städtisches Abenteuer
19 - 21.05.2005

TrichtLinnBurg
5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3
http://www.tricht-linn-burg.org


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