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Can`t see nothing: Provoziertes Ver-sehen

Der Ausstellungsraum "dreizehnzwei" zeigt derzeit zwei künstlerische Positionen, die mittels technischer Möglichkeiten und kreativem Spiel den Blick des Betrachters bei filmischer Repräsentation irritierend lenken. Der Titel der Ausstellung "Can`t see nothing" assoziiert mit seiner doppelten Verneinung, dass, wenn wir meinen nichts zu sehen, etwas Unerwartetes, Anderes, unseren Blick anzieht. Wir sehen etwas, das wir nicht "erkennen können" bzw. das unserer momentanen Erwartungshaltung widerspricht. Um die Schaffung von solch künstlerischen "Blickregimes" und kalkulierten Irritationen geht es in dem Video "Paranoia (Death Valley)" der Künstlerin Miriam Bajtala. Der Rezipient sieht das bewegte Bild einer Wüstenlandschaft, das dem Auge eines Laufenden bei wechselnden Lichtverhältnissen entsprechen könnte. Unvermittelt gibt es ein kurzes Innehalten, das Komary als "jump cut" bezeichnet, bis plötzlich die Bewegung in Form einer jungen Frau einsetzt, die im bunten Kleid durch Häuserruinen der Wüste läuft. Es entsteht der Eindruck, dass sie vom Betrachter gehetzt wird. Um die Einbindung beziehungsweise rigorose Ausschließung des Betrachters durch filmische Mittel geht es in dem Video "monitor" von Flora Watzal. Die Schlegelschülerin konstruiert dabei drei Blickebenen, wobei eine mit der "historischen Prothese" einer black blox, einer Abwandlung der Camera obscura, arbeitet: Ein dunkler Fleck hüpft im Bild hin und her und gibt ein eigentümliches Geräusch von sich. Es ist ein Ball, den Watzal in einer Box, die sie vor die Kamera gebaut hat, hin und her schießt. Zugleich filmt die Kamera den Monitor eines Überwachungsbildschirms, der von einem höher gelegenem Fenster auf eine Straße gerichtet ist. Der Rezipient wird hier zum "Überwacher" einer ad absurdum geführten, ironisierten Situation. Das "Sehen" wird eng an die Konstruktion der Künstlerin und an die Funktion der Maschine gekoppelt, ein Ausweichen des Blickes ist schier unmöglich. Hingegen erlaubt Bajtalas "Paranoia"dem Rezipienten noch ein gewisses freies Gedankenspiel bezüglich der Filmhistorie, wie etwa die Assoziation mit Horrorfilmen. Beiden Künstlerlinnen gemeinsam ist das Ende des perspektivischen Blicks in der Kunst und die Analyse des gelenkten Blicks im Spannungsfeld Mensch und Maschine.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Can`t see nothing
09.04 - 04.06.2005

Dreizehnzwei
1040 Wien, Lambrechtgasse 13/2
Öffnungszeiten: Di, Do, Fr: 16:00 - 19:00 Uhr; Sa: 16:00 - 19:00 Uhr


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