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Huis Clos: Über die Grenzen der KuratorInnenschaft

Mit ihrem KuratorInnen-immanenten Projekt "Huis Clos", dessen Titel an Jean-Paul Sartres gleichnamiges Theaterstück erinnert, bot das Kuratorinnenduo Roomer`s Sight (Jessica Beebone und artmagazine Redakteurin Andrea Domesle) an sechs Abenden Wiener KulturarbeiterInnen die Möglichkeit, ihre Erfahrung mit kuratoriellen Praktiken auszutesten. Zur Verfügung standen 28 Werke aus der Privatsammlung der beiden Kuratorinnen, die in alphabetischer Reihenfolge in den Räumlichkeiten der IG Bildende Kunst platziert wurden und für eine potenzielle Ausstellungsgestaltung zur Verfügung standen. Bei Sponsor-gestifteten Abendessen diskutierten die geladenen KuratorInnen, KünstlerInnen und TexterInnen über die zur Verfügung gestellten Arbeiten und deren Relevanz innerhalb dieses "kuratoriellen Experiments". Während die Fensterscheiben weiß übermalt waren und am Eingang eine Kette mit dem Schild "Huis Clos" hing, versuchte die im Lokal anwesende "geschlossene Gesellschaft", die Grenzen der ihr durch die Kunstwerke auferlegten kuratorischen Schranken zu überwinden. Dies konnte in eine Überdiskursivierung der eigentlichen Aufgabenstellung münden - wie das aufgenommene Sprachprotokoll von Kunsthallenchef Gerald Matt beweist - in ein tatkräftiges Positionieren bzw. kategorisches Ordnen der Werke im Raum übergehen, oder auch zum Ausbruch aus dieser geschlossenen Gesellschaft führen. Letzteres erfolgte u.a. auf Initiative von Vitus H. Weh, der vorschlug, ein Bild der Künstlerin Eva Bertram in den nicht unweit gelegenen Men-Only Club "Der Goldene Spiegel" zu transferieren. Nach mehreren Telefonaten und einem großen Bedarf an weiblicher Überzeugungskraft von Kuratorin Domesle gelang es einigen Nicht-Mitgliedern unterschiedlichen Geschlechts, in diesen Club vorzudringen, dafür jedoch eine zu der Thematik "Over the Boundaries of Gender" passende Zeichnung der Künstlerinnen Eva und Adele auszuwählen. Diese wurde im darauffolgenden Beisein der Künstlerinnen gegen ein Bild von Kaiser Franz Joseph ausgetauscht. Weiters landeten Zeichnungen von Peter Hauenschild im Büro von Roland Schöny. Obwohl als Ergebnis der einzelnen Abende eine finale Ausstellungssituation geschaffen wurde, kann diese als Resultat weniger überzeugen als die Teilnahme am Projekt selbst, das dadurch seinem Titel gerecht wird und ephemere Spuren einer gelebten kuratoriellen Praxis hinterlässt.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Huis Clos
03 - 25.05.2005

Galerie IG Bildende Kunst
1060 Wien, Gumpendorfer Straße 10-12
Tel: +43 1 524 09 09, Fax: +43 1 526 55 01
Email: galerie@igbildendekunst.at
http://www.igbildendekunst.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18 Uhr


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