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Kunstmarkt-Jahresrückblick 2004

Wirft man einen Blick auf das Nationen-Ranking liegt die USA klar vorne. Mehr als 40 Prozent der weltweiten Kunstmarktgeschäfte werden ebendort umgesetzt. Und es ist ein Land der Rekorde, sofern diese als Schlüssel zur Bewertung eines Geschäftsjahres herangezogen werden. So etwa im November, als die Auktionsgiganten Christie`s und Sotheby`s innerhalb einer Woche in den Sparten Impressionisten, moderne Kunst und Zeitgenossen sowie Fotografie 16 neue aufstellte. Platz Zwei belegt Großbritannien, wo sich die allgemeine Preisentwicklung um gute 14 Prozent steigerte, in Italien um ein Prozent (Platz 4), dagegen fiel sie in Frankreich (Platz 3) um geschätzte 1,5 und in Deutschland um 2,6 Prozent (Platz 5). Stagniertende Besucherzahlen Von der internationalen Messefront gibt es im abgelaufenen Jahr nur gutes, in Österreich dagegen wenig spektakuläres zu berichten. Die Besucherzahlen stagnieren und die Nachfrage ist noch ein Quäntchen selektiver geworden. Sammler werden laut Pressemitteilungen immer öfter als Käufer genannt, die Kriterien als solcher spezifiziert zu werden gleichzeitig immer schwammiger. In Österreich wird man eben schnell zum Sammler, zum Liebhaber einer Stilrichtung. Tatsächlich sind sie nach internationalen Messstäben berechnet, eine Minderheit geworden. Viel öfter führt der Zufall bei Verkäufen die Regie, der Bedarf an Kunst im oberen Preissegment scheint - das belegen zumindest Trends im Auktionsbereich - in Österreich weniger zu werden. Dabei werden die Bewohner der Alpenrepublik, laut statistischen Erhebungen der Oesterreichischen Nationalbank, immer reicher, stieg das Geldvermögen (parallel zur Verschuldung) seit 1995 um 50 Prozent. Demnach besaß jeder Österreicher per Ende Juni 2004 durchschnittlich 25.500 Euro bzw. entfielen auf einen privaten Haushalt 62.500 Euro - zum Vergleich 2003 waren es 1500 Euro weniger. Offenbar kann Kunst weite Teile der Bevölkerung nur marginal verführen und vor allem nicht gegen drohende Pensionslücken oder wachsende Reiselust antreten. Es mag aber auch eine Generationsfrage sein: Denn ein gutsituierter Mittdreißiger findet im österreichischen Kunsthandel - anders als in den Galerien - kaum Altersgenossen und darf auch nicht mit einem seinem Zeitgeist entsprechenden Angebot rechnen. Die Ausnahmen lassen sich mit einer Hand voll beziffern. 2005 ist der Blick über den Tellerrand gefragt Zudem scheint es fast, als ob der hiesige Kunst- und Antiquitätenhändel die Konkurrenz, den mit Messen verbundenen logistischen Aufwand oder inhaltlich den Blick über den Tellerrand scheut. Seit Jahren beehrt man - bis auf zwei Ausnahmen (Thomas Salis, Patrick Kovacs) - nur Events im eigenen Land. Deutlich höher ist die Quote hier im Bereich zeitgenössischer Kunst, ein Kern von Galeristen, die im Laufe des Jahres einen regelrechten Veranstaltungsmarathon hinter sich bringen, die wichtigen Messen in Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Großbritannien und den USA mit ihrer Anwesenheit beehren. Dementsprechend blühen ihre Geschäfte. Eben dieser harte Kern steht auch hinter einer neuen, im Frühjahr stattfindenden Messe für zeitgenössische Kunst in Wien. Zuletzt konnte man sich mit dem Veranstalter der "kunst wien" einfach nicht mehr auf eine inhaltliche Ausrichtung einigen. Und demnach hat Wien im kommenden Jahr zwei Events: Die "viennAfair" (21.-24. April), mit den Stars der Szene, und die "kunst wien" (29. September bis 2. Oktober), mit Glanzlichtern aus den Bundes- und Nachbarländern. In beiden Fällen soll eine Trumpfkarte gespielt werden, die der geografischen Nähe zu den östlichen EU-Ländern und insofern die der strategischen, um sich zu etablieren. Ob dies gelingt, werden nicht nur Ausstellerlisten zu belegen haben. Gute Stimmung am Auktionsparkett Frenetischer Applaus stand dagegen - sogar im Vergleich zu Auktionsergebnissen im benachbarten oder entfernten Ausland - des öfteren in den heimischen Auktionssälen auf dem Programm. Etwa am 29. September, als das auf 30.000 bis 50.000 taxierte Gemälde eines jungen Mannes des Rembrandt-Schülers Isaac de Joudreville erst bei schier unglaublichen 560.000 einem englischen Telefonbieter zugeschlagen wurde. Oder am 12. Oktober, als mehrere Telefon- und Saalbieter das Frans Hals zugeschriebene Porträt ("Willem van Heythuzen") von 20.000 Euro auf sensationelle 440.000 anhoben; die Eichentafel wechselte in die Schweiz. Überhaupt stehen - mit Ausnahme des Eur 870.000 Zuschlages für Ferdinand Georg Waldmüllers Ende der "Schulstunde" - hinter nahezu jedem hochkarätigen Ergebnis ausländische Kunden. Die beiden Schiele Bilder "Selbstporträt" (Eur 520.000, im kinsky) und "Bub mit grünen Strümpfen" (Eur 450.000, Dorotheum) erwarben amerikanische Sammler. Ähnlich verhält es sich in der deutlich besser als zuletzt nachgefragte Sektion angewandter Kunst. Jedes der fünf höchsten Meistbote haben die beiden Auktionshäuser internationaler Klientel zu verdanken: Je Eur 110.000 für eine Madonnenstatue aus Lindenholz (Belgien) und die Marmorbüste eines jungen Mannes (Italien) im Dorotheum, Eur 100.000 für den DuPaquier Elefant aus Porzellan (USA) und Eur 95.000 für eine Barockkommode (Italien) im kinsky sowie Eur 90.000 für einen französischen Rokoko-Vogelautomaten (Schweiz) im Dorotheum. Obwohl die nationale Nachfrage insofern zu Wünschen übrig lässt, können sich die beiden heimischen Auktionshäuser über Rekordergebnisse freuen. Das Dorotheum über einen Auktionsumsatz in der Höhe von rund 77 Millionen Euro und damit um zehnt Prozent mehr als 2003. Im kinsky steigerte man sich um 15 Prozent (nach 28 Prozent 2003) auf 12,8 Millionen Euro. artmagazine special: Die wichtigsten Auktionsergebnisse in Europa 2004
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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