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Rubens in Wien: Fettpolster zu Wampen

Warum kann Hansi Hinterseer singen und Armin Assinger deutsch? Ganz einfach, beide waren einst Schifahrer und also schon bekannt. Da brauchte es keine große Kampagne mehr, um sie massenmedial unter die Leute zu bringen. Jetzt sind sie da, und alle lauschen ergriffen. Die erstaunliche Karriere, die Peter Paul Rubens dieses Jahr gemacht hat, funktioniert ähnlich. Kein Museumsmensch hätte gedacht, dass der soignierte Flame sich zum Lieferanten von Blockbuster-Veranstaltungen eignen würde. Die Bilder von Rubens sind zu vielfältig, zu unübersichtlich, zu deutlich traditionell und zu opportunistisch, und das ist in einer Zeit, die an Authentizitäten zumindest in der Kunst glaubt, das schlimmste Verdikt. Doch dann legte Rubens auf der Sotheby`s-Versteigerung einen Weltrekord hin. Seither lauschen die Leute auch ihm ergriffen. Rubens ist ein Image geworden, und von Lille über Antwerpen bis Genua macht man sich das jetzt zunutze. Anlass hin oder her. Jubiläen sind eine Marketingstrategie, und das ist der ganze Rubens auch. Dass Rubens allerdings nichts anderes als eine Marketingstrategie ist, hat bis dato keiner gesagt. Dafür bedurfte es in der Tat der drei Institute Liechtenstein Museum, Kunsthistorisches Museum und Gemäldegalerie der Akademie, die jetzt unter der Flagge "Rubens in Wien" segeln. Die Häuser zeigen nichts anderes als das, was sie immer zeigen. Ein Depotstück ist hier und da hinzugekommen, ein wenig umgeräumt ist worden, und im Kunsthistorischen hat man alibihalber sechs Winzlinge aus der St. Petersburger Eremitage dergestalt den eigenen Großformaten angehängt, dass es in der Präsentation nicht auffällt, in der Selbstdarstellung nach außen dafür um so mehr. Da gibt es nichts und wieder nichts, was eine gesonderte Ausstellung rechtfertigt. Da gibt es keine Neuerwerbung, geschweige denn -entdeckung, und Wissenschaftlichkeit ist sowieso ein Tabu. Rubens in Wien, so wird herumposaunt, als sei das ein Argument, bedeutet den tollsten Bestand in der allertollsten Stadt. Vielleicht wollte die Trias ja Eulen nach Athen tragen. Was sie wirklich tragen, ist Fettpolster zu Wampen. Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien Schillerplatz 3, 1010 Wien www.akademiegalerie.at Kunsthistorisches Museum Maria Theresien Platz, 1010 Wien www.khm.at Liechtenstein Museum Fürstengasse 1, 1090 Wien www.liechtensteinmuseum.at
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Rubens in Wien
04.12.2004 - 27.02.2005

Gemäldegalerie, Kunsthistorisches und Liechtenstein Museum
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Ihre Meinung

3 Postings in diesem Forum
Kunst-Licht-ins-Dunkel
Künstler für Kunst und gegen den Sozialschmäh | 05.12.2004 12:33 | antworten
Mindestens 50 Prozent aller bildenden Künstler leben unter dem Existenzminimum. In Anbetracht dessen gehört sehr viel Zynismus und noch mehr Scheinheiligkeit dazu, wenn man Kunst permanent für wohltätige Zwecke missbraucht. „Wohltätigkeitsauktionen“ von Gramatneusiedl bis Lustenau gehören zu diesem Bild wie der Hase zu Dürer. Den Vogel hat aber einmal mehr Ernst Hilger abgeschossen, der mit Werken „aus seiner Privatssammlung“ eine Privatauktion veranstaltet und den „Reinerlös“ Licht ins Dunkel spendet. Als nützlichen Idioten für diese Auktion hat er „Format“ gefunden, das ihm dafür noch vier Seiten Gratiswerbung zur Verfügung stellt. Offenbar ist es unseren Redaktionsstuben bereits so duster, dass allein der Hinweis auf „Licht ins Dunkel“ die sonst so kritischen Journalisten blendet. Wie hoch der „Reinerlös“ für die Hilfsbedürftigen ist, steht noch in den Sternen, der Reinerlös für Hilger, nämlich der Rufpreis der angegebenen Werke, steht jedoch schon fest: rund 15.000 Euro – ein nettes Weihnachtsgeld für abgestandene Lagerware, darunter eine „Kugelschreiberstudie, unsigniert“ angeblich von Ernst Fuchs. Ebenfalls unter den Hammer kommen der „Froschkönig“ von Ottmar Hörl , der „sogar Hilgers Privatwohnung ziert“ (Betonung auf „sogar“!) sowie ein Anzinger-Blatt um 1.900 Euro, das laut Format bei Krinzinger derzeit 5.000 Euro kostet – eine Werbung, über die sich letztere sicherlich freuen wird. Natürlich ist es für die Teilnehmer derartiger Aktionen vorteilhaft, auf den Wohltätigkeitszug aufzuspringen, insbesondere auf jenen, der von der Soziallokomotive „Licht ins Dunkel“ gezogen wird. Künstler, die bei dem Ausflug ins Soziale nicht mitmachen (können oder wollen), kommen dabei gleich zweimal unter die Räder: Zum einen, weil sie im Expresszug der Schleichwerbung, die sich an „Licht ins Dunkel“ angehängt hat, nicht einmal präsent sind, zum anderen, weil immer weniger Kunst aus Begeisterung an der Kunst gekauft wird, dafür aber immer mehr Kunst im Kunstlicht der Scheinwerfer ersteigert wird. Und wer da die Hand am längsten oben hält, der kann auch die meiste Gratiswerbung für sich verbuchen.
Postings in dieser Menge machen wenig Sinn
artmagazine redaktion | 06.12.2004 10:34 | antworten
Liebe "Künstler für Kunst und gegen den Sozialschmäh", auch wenn wir die Arbeit anerkennen, Ihren Text zu jedem Artikel im artmagazine zu posten, haben wir uns trotzdem entschlossen, die anderen Postings zu löschen, da Ihre Kritik ja nicht ursächlich mit den einzelnen Artikeln zusammenhängt. Es steht Ihnen jederzeit frei, der Redaktion Artikel oder Kommentare zur Kunstszene zur Veröffentlichung vorzuschlagen. Nachdem sich unsere Autorinnen und Autoren in ihren Artikeln - auch den kritischen - namentlich deklarieren, erwarten wir uns das auch von anderen KritikerInnen oder den Verfassern von Kommentaren. Mit freundlichen Grüßen Werner Rodlauer
das hauptproblem anonymer kritiker ist die uninformiertheit
ernst hilger | 21.12.2004 05:56 | antworten
aabgestandene lagerware pipilotti rist, andy warhol, brian mckkee, andy leikauf alles ware aus 2003 und 2004 usw also das deklassiert sich ja schon selbst, andererseits eine kritische position zu den charityauktionen koennte ich, falls seriös gedacht, schon diskutieren wir haben hier weder künstlern was abgeschwatzt alle werke waren vorher bezahlt und abgerechnet, noch nettisimo verkauft, sondern meistens bis zu 50 % unter einstandspreis gerufen, sicherlich wenn auktionserfolg hier weder von reinerlös noch von reingewinn gesprochen werden darf. denn gewinn ist das was überbleibt dass man für gutes tun auch werbung haben darf sollte eigentlich kein problem sein, warum aberüberhaupt auf einmal bei mir aber wenn das museum ruft oder sothebys oder sontwer läßt jeder von den ananonymen kritikern die hose runter um dabei zu sein. also kritik geren aber vorher bissl recherchieren und wegen der alten fuchsskizze die aus meinen jugendjahren stammt übrigens eindeutige provenienz darauf legen wir wwert. also das ist kleinlich nix für ungut hier hat sich herr annonymus ins knie.....

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