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Kunst 04 Zürich: Der Charme der Einstiegsdrogen

Auch im zehnten Jahre ihres Bestehens bemüht sich die Kunst 04 Zürich darum, nach Basel die zweite Leitmesse in der Schweiz zu sein. Und dies gelingt ihr spielend. Denn die überschaubare Grösse, der industrielle Touch der alten ABB Halle in Oerlikon und vor allem die ausgewogene Qualität der Aussteller tragen zum Charme dieser Messe bei. Nach den letztjährigen Engagements der Gaststädte Wien und Berlin wurden dieses Jahr mit dem Projekt CART acht namhafte OFF-Spaces aus der Schweiz zur Messe eingeladen. Die Vielseitigkeit der OFF-Spaces ist auch ihr Manko, denn warum einige dieser Initiativen ihre Spaces unbedingt wie Brockenstuben gestalten müssen, bleibt nicht nur den Besuchern ein Rätsel; scheinbar bedeutet "nicht kommerziell" leider auch allzuoft "semiprofessionell". Nichtsdestotrotz gibt es Ausnahmen und einige Trouvaillen, wie beispielsweise Ingo Gerkens Zeichnung der Finken (Hauspantoffel) von Leo Castell (700 CHF) oder die Collage "Papierflieger" (400 CHF) von Dagmar Heppner in der "Koje" der Basler Initiative Schalter. Nachdem Wien im letzten Jahr Gaststadt in Zürich war, bleiben die österreichischen Galerien in diesem Jahr aus. Einzige Ausnahme: Lisi Hämmerle (Bregenz). Die engagierteste Galeristin Vorarbergs präsentiert Klassiker wie Ugo Dossi und Gerhard Rühm aber auch erfrischend Neues von Christine Weber und Ruth Schnell. Mit einen Statement zur gegenwärtigen Irakpolitik der USA tritt die Galerie Kämpf (Walchwil/CH) auf. Entlang einer Längswand sprengen Zara Matthews 23 identische Portraits (96.000 Euro) die sonst eher brave Gestaltung üblicher Kojen. Schräg gegenüber und gleich mit zwei Kojen vertreten: Kashya Hildebrand (Genf-New York-Zürich), die erst vor kurzem in Zürich eine Dependance eröffnete. In einer One Man Show präsentiert sie grossformatige Fotografien (7.000 CHF) des Amerikaners Jeffrey Aaronson, die surreal anmutende überblendungen den "american style of life" widerspiegeln. In ihrer zweiten Koje treten insbesondere Robert Schaberl und der in Genf lebende aber aus Wien stammende Thierry Feuz besonders hervor. Feuz präsentiert sowohl seine grossformatigen quergestreiften Gemälde als auch die ungewöhnlich vegetabil-floralen Abstraktionen und erfreut mit attraktiven Preisen (4.000 - 7.000 CHF). Von Robert Schaberl, der gegenwärtig in New York eine stark beachtete Einzelausstellung hat, sind neuere Zentralformen zu sehen, die in ihrer Farbigkeit und Leichtigkeit gewissermassen zu den Highlights der Messe gehören. Auch auf dieser Messe wirkt die Koje der Galerie Hollenbach (Stuttgart) mal wieder wie eine Oase beruhigender Farbklänge und hebt sich durch die gelungene und harmonische Gegenüberstellung von Kleinodien der Maler Herbert Hamak, Jus Juchtmans, Richard Kirwan und Robert Schaberl vom vorherrschenden Allerlei anderer Kojen ab. Der Gang in die Koje lohnt sich und wird mit der Entdeckung feiner Zeichnungen von Daniel Sturgis und Jane Harris belohnt. Wie bereits im letzten Jahr sorgt die Schweizer Galerie Une (Auvernier/CH) auch in diesem Jahr für eine der bildlich spannendsten Kojen. Die gewagte Zusammenstellung von Arbeiten wie Léopold Rabus, Thierry Feuz, Sebastian Muniz und Francisco Da Mata wirkt verwegen und sorgt für Aufmerksamkeit. Den amüsant comic-haften Gemälde von Léopold Rabus begegnet man nochmals bei der Berner Galerie Artdirekt, dort recht gelungen mit Virginie Morillo gegenübergestellt. Ebenso anregend die Galerie Robert Drees (Hannover), die so unterschiedliche Positionen wie Julia Mangold, Christoph Dahlhausen und Arvid Boecker gegenüberstellt. Von Boecker gibt es neben grossformatigen Gemälden (6.000 CHF) herrliche kleine "Einstiegsdrogen" für 550 CHF. Und Barabarella Maier hat für Art Forum Ute Barth (Zürich) einen hinreissenden Schuhladen installiert, der auch Aufträge für "Selbstportraits" der eigenen Lieblingsschuhe (600-800 CHF) entgegennimmt. Hochqualitative und dennoch preisgünstige Graphik von Mathias Spescha, Beat Zoderer oder Pierre Haubensak gibt beim Verein für Originalgraphik (Zürich). Abschliessend bleibt noch zu bemerken, dass derzeit Streifen en vogue sind. In Zürich kann man den quer- oder längsgestreiften "eyecatchern" von Harald Schmitz-Schmelzer (von Braunbehrens, Bernd a. Lausberg, Völcker & Freunde), Markus Linnenbrink (Robert Drees) oder Cédric Teissière (Evelyne Canus) kaum entrinnen.
Mehr Texte von Harald Krämer

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Kunst 04 Zürich
12 - 15.11.2004

Messezentrum
8050 Zürich-Oerlikon, Thurgauerstrasse 11
http://www.messe.ch


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