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Mathias Poledna: Die Aktualität der Bewegung

Mit seiner 2004 entstandenen, und bereits auf der Liverpool Biennale gezeigten Arbeit "Version" knüpft Mathias Poledna in seiner aktuellen Wiener Ausstellung an bereits im Grazer Kunstverein (2001) und im Mumok (2003) gezeigte Filmarbeiten an, die sich mit dem Phänomen der Pop-Musik und ihren ästhetischen Repräsentationsmechanismen auseinander setzen. Im Kontext einer modernistischen Postulierung universeller Ausdrucksformen beruhen Polednas Arbeiten stets auf dem Moment des Zeitlosen innerhalb einer Zeitgenossenschaft, welches in seiner jüngsten Arbeit vor allem durch die schwarz-weiße Bildästhetik und die Absenz des Sounds hervortritt. Die modernistische Betrachtungsweise einer Gruppe im Studiosetting tanzender Personen führt zu zahlreichen Referenzen an die Foto- und Filmgeschichte, deren Verankerung in unserem visuellen Gedächtnis in Bezug auf die handelnden AkteurInnen jene Aktualität erzeugt, die außerhalb einer zeithistorischen Zone, d.h. den wenigen Dekaden pop-historischer Gültigkeit zu liegen scheint. Von Referenzen an Muybridges foto-filmische Bewegungsstudien über Experimentalfilme seit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bis hin zu sehr starr gehaltenen Kompositionen reicht die Bandbreite an Kadrierungen, die im 16 mm Film bei flüchtiger Betrachtung eine stark fotografisch gehaltene Bildabfolge erkennen lässt. Die im Vorderraum der Galerie ausgestellten Plattencovers des US-amerikanischen Labels Folkways, das eine Reihe von ethnischer Pop-Musik und dokumentaristischer Musikaufzeichnungen herausbrachte, die in amerikanischen Plattenläden stets unter der Caption "World Music" formieren, suggerieren jene musikalische Vorstellungskraft, die BesucherInnen beim Weitertreten in den Film- und Installationsraum mit zu bringen haben. Die unterschiedlichen Ethnizitäten der PerformerInnen verstärken jenen musikalischen Ansatz, der auch den Pluralismus amerikanischer Identitätsformationen begleitet und in einer Sequenz besonders hervortritt, in der der dunkelhäutige Arm eines weiblichen Körpers in weißem Kleid mit dem karierten Hemd und Arm eines hellhäutigen Tänzers kontrastiert. Die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit der Handlung erinnert formal an Mapplethorpes kontrastreiche Körperstudien, die jedoch aus ihrer zeitlichen Perspektive heraus die Starrheit identitärer Systeme verkörperten. In Polednas Version hingegen bringt die ausschnitthaftige Bewegung der Körperteile automatisch ein Verlangen nach dem Alltäglichen und Aktuellen in einem aktionsbesetzten Handlungsraum ins Spiel.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Mathias Poledna
09.11.2004 - 13.01.2005

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


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