Werbung
,

Helmut Federle - A Nordic View: Eiszeit

Man nehme Caspar David Friedrichs "Mönch am Meer", entziehe der Darstellung von viel Luft und viel Atmosphäre das kleine, aber immerhin titelgebende Männchen und schon hat man eineinhalb Jahrhundert übersprungen und ist bei einem Marc Rothko gelandet. So liest sich in etwa die Kurzversion eines Buches, mit dem Robert Rosenblum einst Furore machte. "Northern Painting and the Romantic Tradition" wollte eine andere Geschichte der Moderne schreiben, in der die Franzosen mit ihrem Impressionismus kaum vor-, die Skandinavier, Norddeutschen und Niederländer dafür groß herauskamen (dass das Ganze so oder so mit den Amerikanern kulminiert, steht für Rosenblum dann wieder außer Frage). Vielleicht kennt der dänische Kurator Erik Steffensen Rosenblums Thesen überhaupt nicht, doch was er im Moment in der Galerie nächst St. Stephan in Szene setzt, ist ganz aus dessen Geist. "A Nordic View" soll es sein, und er wird seinerseits auf einen Abstrakten geworfen, auf den Galerie- Haus- und- Hofkünstler Helmut Federle. Dass auch Paul Gauguin als Wikinger aufgerufen wird, ist schon seltsam, doch der vierschrötige Gedankenmaler war immerhin mit einer Dänin verheiratet; und es stammen die Blätter, mit denen er vertreten ist, auch aus Kopenhagener Bestand. Johnny Cash wiederum, auch nicht gerade ein Nordlicht, wird als Adept Kierkegaards präsentiert Doch der Himmel ist weit am Polarkreis, und von Vilhelm Hammershois sehr zum Grau tendierenden Veduten über Asger Jorns Wege zur Abbildlosigkeit bis zu einem Farbfeldmaler der Sechziger namens Olle Baertling lassen sich allenthalben Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten mit Federles Farb- und Formaskesen finden. So ergibt sich eine gelungene Ausstellung. Und über allem weht der Geist des Protestantismus. Bleibt die Frage, warum gerade Federle, geboren 1944 in Solothurn. Hier muss man dann wohl bei Harry Mulisch nachschlagen, in dessen "Die Entdeckung des Himmels" sich der schöne Gedanke findet, dass die Evangelischen sich exakt in denjenigen Gegenden Europas ausbreiteten, die in der letzten Eiszeit von Gletschern bedeckt waren. Also in etwa bis zur norddeutschen Tiefebene. Und in die Schweiz. Dort gibt es ja Gletscher sogar bis heute.
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Helmut Federle - A Nordic View
13.11.2004 - 22.01.2005

Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder
1010 Wien, Grünangerg. 1/2
Tel: +43 1 5121266, Fax: +43 1 5134307
Email: galerie@schwarzwaelder.at
http://www.schwarzwaelder.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa: 11-16h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: