Olga Kronsteiner,
Hirstmania in der Bond Street
"Plötzlich scheint mein Restaurant-Abenteuer doch noch ein Erfolg zu sein", kommentierte Damien Hirst die erfolgreiche Versteigerung des Inventars von "Pharmacy". Fast sechs Jahre bot dieses wohl umfassendste Künstlerzitat in der direkten Sprache der Realität eine Art pharmazeutischen Erlebnisparcours. Anfangs (1998) platzierten ebenda in Notting Hill noch Stars wie Nicole Kidmann oder Madonna ihre gestylten Körper, dann wanderten die Szene-Gangs in andere Lokale ab, Probleme personeller und finanzieller Natur wurden immer gravierender, bis das Hirst-Restaurant vergangenen September endgültig seine Pforten schließen musste.
Zur Freude von Sotheby`s und ganz offensichtlich besonders nostalgischer Fans. 500 Bieter hatten sich am Abend des 18. Oktobers in dem Auktionssaal in der Bond Street eingefunden und verfielen in einen regelrechten Kaufrausch. Statt der erwarteten drei Millionen Pfund - darauf hatte die Expertenschaft gehofft, wenn auch auf mehr spekuliert - spielte die Innenausstattung satte 11,13 Millionen Pfund ein. Zu den noch günstigeren Objekten zählten dann etwa ein Set von acht Jasper Morrison Eierbechern, die statt der taxierten 60 bis 80 Pfund bis auf 720 und damit umgerechnet 1027 Euro stiegen. Für vier Barhocker in Pillenform hatten sich dann offenbar auch ausreichend Fetischisten gefunden, die den auf 800 bis 1200 geschätzten Satz von vier auf 16.800 Pfund hoben. Zu den teuersten Objekten avancierten die Medikamenten-Schaukästen: "The Fragile Truth" wechselte für 1,23 Millionen Pfund (1,78 Mio Euro) und "The Sleep of Reason" für 1,06 Millionen Pfund (1,54 Mio) den Besitzer. Am Ende freute sich Sotheby`s Contemporary-Chefexperte Oliver Barker gemeinsam mit seinem Britart-Schützling Damien Hirst über umgerechnet fast 16 Millionen Euro und den vierten "White Glove"-Sale - kein einziges der Pharmacy-Souvenirs blieb nämlich unverkauft.
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