Werbung
,

David Moises: Tüfteln und Theorie

Einst hat der Mann die Berufsfeuerwehr in Aufruhr versetzt. Da hat David Moises auf der Kunstuni in Linz, wo er studierte, eine seiner Tüfteleien vorgeführt. Eine Art von Bildschirm sollte es sein, bei dem die Pixel durch brennende Zigaretten ersetzt waren, die nach einer bestimmten Logik angesaugt wurden, dadurch stärker oder geringer ins Leuchten kamen und so eine Schrift zur Erscheinung brachten. Die Glimmstengel waren der Schreck des Sicherheitssystems. Der Status Quo, so ließ sich lernen, ist nicht gnädig mit dem Prinzip Bastler. Nun hat David Moises das harte Brot der Ausbildung längst durchgekaut. Seine versponnenen Maschinen haben mittlerweile für einige Reputation und einige Erheiterung gesorgt. Dieses Jahr wird er die Republik zusammen mit Leo Schatzl und Severin Hofmann auf der Biennale von Sao Paulo vertreten. Jetzt hat sich ihm auch der gediegene Schauraum geöffnet, in dem Wittmann neben der Secession nicht nur Polstermöbel, sondern auch junge Kunst präsentiert. Seit an Seit mit Constatin Luser und Christian Hutzinger wirft sich bis 9. November eine der Moisesschen Bricolagen in die Brust. Man kann nicht immer nur lustig sein. Also hat sich David Moises in die rauhe Realität der Meta-Ebene geworfen und eine Arbeit ersonnen, die so etwas wie Reflexion beschwört. Drei Schwingtore sind zu einer Art Pavillon gestellt, zwei Kante an Kante, das dritte als Dach darüber. An die Garage als Intensivstation des Erfindergeistes soll das erinnern, an Walt Disney oder Steve Jobs (und, nicht zu vergessen, an Brian Wilson). Die Innenseiten der Tore sind ausgepolstert, mit Leder überzogen und mit Noppen beschlagen. An Vorstandsetagen wiederum soll das erinnern, an Arztzimmer oder Rechtsanwaltskanzleien, an all die Quarantänestationen aus Schallschutz und Blickdichte, in denen das Geheimwissen zirkuliert. Erfindung, so raunt uns Moises zu, ist eine Mischung aus Improvisation und Initiation. David Moises ist auf dem Weg zum Spätwerk. Statt weiterhin auszuprobieren, was die Materie alles hergibt, rückt er ein ins stählerne Gehäuse der Selbstthematisierung. Statt Basteln Beobachten, statt Tüfteln Theorie. Schade. Der Mann ist doch erst einunddreißig.
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

David Moises
15.09 - 09.11.2004

Schauraum Wittmann
1010 Wien, Friedrichstraße 10, Akademiehof


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: