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Planet B - Die Ästhetik des B-movies in der zeitgenössischen Kunst.: Superman und Gott

Die Sommerausstellung "Planet B" im Palais Thurn & Taxis und im Magazin 4 zeigt zeitgenössische Kunst zur Ästhetik des B-Movies. Der Titel der Ausstellung "Planet B" deutet schon an, dass das Thema ziemlich umfassend gemeint ist: Horror, Komik, Sex, Trash etc. sind Gegenstand der zeitgenössischen Positionen zu Low-Budget-Kinoproduktionen. Der Besucher ist aufgefordert seinen persönlichen Weg durch die Schau zu machen. Auf dem Ausstellungsblatt heißt es, dass die Darstellungen zum Teil für "empfindliche Gemüter und Minderjährige nicht geeignet" seien. Deswegen sind etwa die filmischen Arbeiten von Paul McCarthy und Mike Kelly für Sensible ungeeignet. Sie verkehren den Heidi-Mythos in ein drastisch sexualisiertes und gewalttätiges Spiel mit Masken. Im Keller des Palais Thurn & Taxis herrscht auch das Grauen: eine raumgreifende Inszenierung mit Sexpuppe, Axt, Sarg und Skelett. In den fünfundzwanzig künstlerischen Positionen finden sich auch Arbeiten, die für mehr reflektierende Geister konsumierbar sind. Matt Marcellos Kurzfilme gehören dazu. Der Künstler selbst tritt als neuzeitlicher Philosoph in monologischer Diskussion mit den Munsters, Beverly-Hillbillies-Cowboys und uniformierten Nazis auf. Die Ratlosigkeit der Zuhörenden geht mit Gelächter aus dem Off einher, wie das bei seichten amerikanischen Spaßsendungen üblich ist. Dieser geniale Kunstgriff ermöglicht es, Nietzsches Diktum vom Tod Gottes radikal mit der Lebenswelt nationalsozialistischer Offiziere kurzzuschließen. Vordergründig von Konservengelächter begleitet stellt ein Nazi-General die richtige Frage: Woher haben sie ihre Informationen? Er fordert damit den philosophiegeschichtlichen Zusammenhang ein, dass der von Nietzsche proklamierte Tod Gottes Kants kopernikanische Wende vom Objekt zum Subjekt voraussetzt. Ungemein suggestiv und schlüssig gebaut ist der Film "Operation Swanlake" von Suzanne Treister. Sie verknüpft mythologisch-musikalische Vergangenheit rund um den Schwan kreativ mit der Idee, mithilfe der Energie eines Schwarzen Lochs Audiofrequenzen zur Kommunikation mit dem Universum herstellen zu können. Eigentlich eine technische Idee, welche die Physik in eine umfassendere Metaphysik aufzusprengen versucht. Auch Peter Land denkt und arbeitet in diesem Grenzbereich. Seine Aussage, dass für ihn "Superman wirklicher als Gott" sei, wurde von den Kuratoren Wolfgang Fetz und Judith Reichart als Motiv für die ganze Ausstellung gewählt. Sie deutet an, dass für die Kinder des medialen Zeitalters das Fernsehen wirklicher als die Wirklichkeit geworden ist.
Mehr Texte von Wolfgang Ölz

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Planet B - Die Ästhetik des B-movies in der zeitgenössischen Kunst.
18.07 - 05.09.2004

Palais Thurn & Taxis und Magazin 4
6900 Bregenz, Gallusstraße 10 und Bergmannstraße 6
http://www.magazin4.at
Öffnungszeiten: Di - Fr 12.00 - 19.00 Uhr / Mi - Fr 16 - 19 Uhr, Sa, So und Feiertag 12 - 16 Uhr


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