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Michael Raedecker - forevernevermore: Auf Distanz zum Jetzt

Entgegen dem üppigen Auftreten von Salzburger Kunst und Künstlichkeit zur Festspielzeit präsentiert der Kunstverein die durch Nüchternheit gekennzeichneten neuen Arbeiten des in London lebenden niederländischen Künstlers Michael Raedecker. Was sich beim Betreten des Ausstellungsraumes als auraentleertes Bildambiente ausgibt, erweist sich bei näherer Betrachtung als detailverwobene Einzelbildszenarien in losen Formatzusammenhängen, die letztendlich auf die historisch bedingte Singularität des Tafelbildes verweisen. Diese manifestiert sich in der angewandten Technik aus Malerei und Stickerei, die auf unkonventionelle Art und Weise miteinander korrelieren und als Markenzeichen von Raedeckers Arbeiten gelten. Die vorwiegend in Grautönen gehaltenen Bilder symbolisieren einerseits die Entfremdung gegenüber farblich überbordendenden Medienbildern und greifen andererseits kitschige Momente des Alltagslebens auf, die in ihrer Kombinatorik eine zeitliche und räumliche Distanz zum Geschehen sowie den gewählten Motiven schafft. Die Leere im Ausdruck der gezeigten Porträts formuliert jenen Pathos, der unterstützt durch die Uniform-ähnliche Bekleidung die düsteren Seiten romantischer Attitüden anklingen lässt. Ähnlich die Arbeit pitch, in der auf einem einsamen Hügel mehrere Bäume zu sehen sind, deren runde Anreihung an Motive aus Saint-Exupérys Kleinem Prinzen erinnert. Der gezielte Einsatz der Baumwollfäden für Teile der Baumkrone entspricht jenem Malduktus, der an so einer Stelle zu erwarten wäre und BesucherInnen aufgrund des spezifischen Detaileinsatzes überrascht. Ebenso die Verwendung von rosa Fäden zur Erzeugung von Lichteffekten bei Fenster und Dachelementen eines Hauses (emerge), das in seiner Gräulichkeit in die unheimliche Landschaft um sich herum zu versinken droht. Raedeckers Stickinterventionen definieren somit jenes Spannungsfeld zwischen Malerei und Assemblage, das einen subtilen Übergang von der Oberflächlichkeit des Tafelbildes in ein materialspezifisches Raumgefüge markiert.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Michael Raedecker - forevernevermore
25.07 - 03.10.2004

Salzburger Kunstverein
5020 Salzburg, Hellbrunnerstrasse 3
Tel: +43 (0) 662/84 22 94-0, Fax: +43 (0) 662/84 07 62
Email: office@salzburger-kunstverein.at
http://www.salzburger-kunstverein.at
Öffnungszeiten: Di-So 12-19h


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