Werbung
,

Julius Deutschbauer/Gerhard Spring - Tausendundkeine Idee: Die lustigen Kippenberger

Vielleicht erkannt man die Tatsache, dass Wien jetzt eine ganz normale Kunstbetriebsstadt geworden ist, daran, dass sie hier jetzt auch jemanden haben, der die versammelten Tiefgründigkeiten und Seichtheiten von der Ebene der Meta-Dämlichkeit aus kommentiert. Was zum Beispiel Sigmar Polke für die Sechziger war ("Carl Andre in Delft") und Martin Kippenberger zwei Jahrzehnte später ("Schade, dass Wols das nicht mehr miterleben darf"), das spielen Julius Deutschbauer und Gerhard Spring für die Gegenwart. Also bringen sie eine "Kogler-Rolle" oder einen "Pistoletto-Spiegel" in die Galerie Steinek, hängen, stellen, setzen und legen den Raum mit fürchterlich viel eigenem Zeug voll, schreiben "1000 und keine Idee" über die Veranstaltung und machen so richtig auf Jux und Tollerei. Weil der Kunstbetrieb sowieso am besten zuletzt lacht, werfen sie sich bisweilen zum Zynismus auf. Zynismus, so hat Peter Sloterdijk, der ja mittlerweile seinerseits in Wien lebt, einst gesagt, ist das aufgeklärte falsche Bewusstsein. Aber lieber ein falsches Bewusstsein als überhaupt keines, und also ist neben fürchterlich viel anderem eine Zettelsammlung zur Präsentation gekommen, die "Antifaschismus-Vergnügungspark" heißt, bei der ein "Arier ohne Vorhaut" sein Wesen treibt, Israel gegen Österreich fünf zu null im Fussball führt und sich Elke Krystufek ein Wortspiel gefallen lassen darf, das sich auf "Muschikanten" reimt. Aber Kippenberger hatte auch nicht immer seiner besten Tag. Gerade Wien hat das seinerzeit mit der "Tiefes Kehlchen"-Installation hautnah erleben dürfen. Doch Kippenberger hatte auch fürchterlich viel gute Tage. Wo Deutschbauer und Spring gemeinsam einen Vergnügungspark brauchen, da malte Kippenberger einige farbige Balken auf die Leinwand und schrieb "Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz erkennen" darunter. Was nicht heißt, dass bei Deutschbauer und Spring nicht bisweilen etwas wirklich Schönes herauskäme, "Widerstandl" zum Beispiel oder der Spruch von "Berg und Taliban". Dafür aber müssen sie fürchterlich viel machen. Und auch fürchterlich viel Dämlichkeit. Pure Dämlichkeit.
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Julius Deutschbauer/Gerhard Spring - Tausendundkeine Idee
09.06 - 29.07.2004

Kunsthandel Steinek
1010 Wien, Elisabethstraße 24
Tel: +43 1 512 87 59, Fax: +43 1 512 87 59
Email: galerie@steinek.at
http://www.galerie.steinek.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-17


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: