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Marcin Maciejowski - Malerei, Robert Kusmirowski - Installation: Rückkehr in eine andere Moderne

Wer die Dissonanzen "Politik kontra Gegenwartskunst" in der polnischen Kunstszene erleben möchte, sollte derzeit nach Bialystok reisen. Wegen der Lage im Osten in der Nähe zum Weissrussland und der noch nicht vollständig kartographierten kulturellen Vielfalt wird dieses Gebiet verführerisch als Exotisches Polen gepriesen. Die Galerie Arsenal, der dortige Hort der Gegenwartskunst, befindet sich in der Barockanlage des prächtigen Palais Branicki, das heute die Medizinische Akademie beherbergt. Kaum ein namhafter junger polnischer Künstler hat hier nicht seine Personale mit Katalog bekommen. Allen positiven Gegebenheiten zum Trotz ist dieser Ort keine Insel der Seligen. Exotisch, d.h. tief provinziell, ist hier vor allem die Einstellung einiger Vertreter aus der Politik der Kunst gegenüber. Vor einem Jahr hat eine konservative Rätin aus der berüchtigten Liga der polnischen Familien, die stets Gegenwartskunst attackiert (z.B. Nieznalska), dazu beigetragen, dass die Show "Der Hund in der polnischen Kunst" gesperrt wurde. Seitdem werden einzelne Kunstwerke aus den Ausstellungen prophylaktisch durch die Direktion entfernt, um religiöse Gefühle patriotischer PopulistInnen, wie es so schön heiß, nicht zu verletzen. Kein Wunder, dass die angegriffenen Künstler heuer zurückschlagen. Insbesondere jene, die sich mit der Eigenart der heimischen Sittlichkeit um die Jahrtausendwende ironisch und aktuell beschäftigen, wie der inzwischen international bekannte Maler Marcin Maciejowski. Statt einer religiös anmutenden Ikone hängte er hier ein westliches, weibliches Erotiksymbol aus den 60er Jahren neben eine schiefe Porträtreihe selbsternannter KunstkritikerInen, die sich ihrer neuen Berufung restlos hingeben ? zumeist jene Abgeordneten, die zuvor zensorisch eingegriffen hatten (eine Rätin wurde kurz vor der Eröffnung abgehängt). Die Forderungen der Politiker spiegeln jene Leinwände des Künstlers wider, die leere Galerieräume im Sinne einer Rückkehr zur Moderne zeigen. Ein anderer Künstler, Robert Kusmirowski, nähert sich der Moderne dagegen aus der Sicht des 19.Jahrhunderts, indem er die gefundenen Gegenstände der Vergangenheit exakt wie ein Fälscher rekonstruiert und sie dadurch einer historischen Mystifikation unterordnet.
Mehr Texte von Goschka Gawlik

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Marcin Maciejowski - Malerei, Robert Kusmirowski - Installation
21.05 - 20.06.2004

Galeria Arsenal
15-222 Bialystok, ul. A.Mickiewicza 2
http://www.galeria-arsenal.pl


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