Kunstpreis Ruth Baumgarte geht an Eva Beresin
Die österreichische Künstlerin Eva Beresin erhält den 10. Kunstpreis Ruth Baumgarte.
Eva Beresin, 1955 in Ungarn geboren und seit 1976 in Wien ansässig, hat ein unverwechselbares Œuvre geschaffen, das expressive Malerei mit psychologischer Tiefenschärfe verbindet. Humor und Ironie durchziehen ihre Arbeiten ebenso wie eine schonungslose Auseinandersetzung mit existenziellen Themen. In Öl und Acryl ausgeführt, zeugen ihre Gemälde vom Akt des Malens als Manifestation von Freiheit, Direktheit und Authentizität.
Ihre Bildwelten sind bevölkert von grotesken Hybriden – Wesen zwischen Mensch und Tier, deren Erscheinungen zugleich komisch, rätselhaft und unheimlich wirken. Zwischen Figuration und Abstraktion, Verbergen und Offenlegen entwickelt Beresin eine Bildsprache, die das Alltägliche und das Abgründige, das Surreale und das Fragmentarische in schillernde Verbindung bringt.
Immer wieder tritt das Alter Ego der Künstlerin auf – nackt, mit rotem Mund und roten Fingernägeln –, als singuläre Figur oder Teil komplexer Szenerien. Diese Selbstinszenierungen fungieren als Signatur und Projektionsfläche zugleich. Geprägt von biografischen Brüchen, insbesondere den familiären Verlusten im Holocaust, richtet Beresin ihren Blick auf das Verdrängte, Tabuisierte und Unbewusste. In ihren Werken werden Angst, Begehren und Verletzlichkeit zu bildnerischen Kräften, die das Menschliche in seiner ganzen Ambivalenz erfahrbar machen. Beresin gelingt eine seltene Balance: humorvolle Überzeichnung und groteske Zuspitzung verbinden sich mit der radikalen Offenlegung existenzieller Dimensionen.
Statement der Jury
„Die malerisch-grafischen Welten der ungarischen Künstlerin Eva Beresin, die seit 1976 in Wien lebt und arbeitet, sind von hybriden Gestalten, grotesken Figuren und seltsam anmutenden Fantasiewesen bevölkert. Häufig stattet sie die Dargestellten, die sie in den letzten Jahren auch in Skulpturen übersetzt, mit animalischem Verhalten aus – und vice versa tragen viele Tiere menschliche Züge.
Die thematische Spannweite der Künstlerin, die das Existenzielle ebenso wie das Tragisch-Komische umfasst, reicht von mittelalterlich anmutenden Grausamkeiten über alltägliche Banalitäten bis hin zu humorvollen Episoden. Beresins Œuvre ist ein Universum, das mit Schalk und Schabernack zelebriert, aus den Fugen geraten zu sein. Momente des Nonsens fügen sich zu einer Apotheose des Randständigen. Das herausragende Werk vermählt das Fantastische mit dem Schrecklichen, das Schöne mit dem Horror.“ - Angela Stief, Direktorin der ALBERTINA Modern, Wien
Die Auszeichnung ist mit 20.000.- € dotiert und zählt zu den hochdotierten Ehrungen für Künstler*innen in Deutschland.
Erstmals Vergabe eines Förderpreises
Zudem wird anlässlich der zehnten Preisverleihung erstmals ein Förderpreis in Höhe von 5.000 € vergeben. Er geht an die südafrikanische Künstlerin Zandile Tshabalala.
Zandile Tshabalala, 1999 in Soweto geboren, zählt zu den markantesten Stimmen einer jungen südafrikanischen Malergeneration, die das Bild der Schwarzen Frau in der Kunstgeschichte selbstbewusst neu definiert. Nach ihrem Abschluss an der University of the Witwatersrand (2022) lebt und arbeitet sie in Johannesburg.
Ihre meist in Acryl ausgeführten Gemälde verbinden strenge Formensprache mit intensiver Farbigkeit. Im Zentrum steht die Schwarze Frau als autonomes Subjekt, nicht als Objekt des Blicks. Themen wie Trauma, Freude, Zeitlichkeit und Fürsorge verdichten sich in mehrschichtigen Porträts, in denen Momente der Ruhe als bewusster Gegenentwurf zu gesellschaftlichen Rollenerwartungen erscheinen.
Mit ihren „Traumlandschaften“ schafft Tshabalala Räume weiblicher Selbstbestimmung, in denen Schönheit und Sinnlichkeit eine politische Dimension gewinnen. In reflektiertem Dialog mit Künstler*innen wie Kerry James Marshall oder Mickalene Thomas entfaltet sie eine kraftvolle Bildsprache, die kulturelle Identität, modische Ausdrucksformen und ästhetische Selbstermächtigung untrennbar verbindet.
Internationale Aufmerksamkeit erlangte sie durch ihre Beteiligung an der Ausstellung When We See Us: A Century of Black Figuration in Painting (2022–23), deren offizielles Bildmotiv eines ihrer Werke war. Ihre Arbeiten waren seither unter anderem im Zeitz MOCAA Kapstadt, Kunstmuseum Basel, Hamburger Kunsthalle, Kunstmuseum Magdeburg und bei ADA Contemporary Accra zu sehen.
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