Parallel Vienna: Aufgeräumt
Zum 13. Mal findet die Parallel Vienna nun gleichzeitig mit der viennacontemporary statt und zum dritten Mal am Otto Wagner Areal das nach dem Wegzug der Klinik Penzing (früher Otto Wagner Spital) nun Schritt für Schritt entwickelt wird. Die Stadt Wien baut z.B. den Pavillon 18 derzeit zum Atelierhaus Wien um.
Dieses Jahr bespielt die Parallel wie schon 2024 den Pavillon 7 und neu den Pavillon 13 in der Nähe der ehemaligen Anstaltsküche, die ebenfalls zur Ausstellungsfläche wird. Nach den schlechten Erfahrungen mit einem Unwetter im vergangenen Jahr (das Areal musste gesperrt und die Veranstaltung unterbrochen werden) gibt es diesmal keine Skulpturen im Freigelände zu sehen, dafür eine konzentriertere Auswahl im Jugendstiltheater, das auch Bars und den Kasssenbereich beherbergt.
Wie schon gewohnt bietet die Parallel die bewährte Mischung aus Räumen für Galerien und Statements von Künstler:innen. Über 120 Präsentationen in den Pavillons fordern auch dieses Jahr die Beine und Füße der Besucher:innen beim Erklimmen der einzelnen Stockwerke. Immerhin ist die ehemalige Anstaltsküche ebenerdig angelegt, dafür durchstreift man da einen weiten Bereich in dem nochmals Werke von Künstler:innen zu sehen sind, die auch Artist Statements in den Pavillons zeigen. Der zentrale Bereich ist einer Installation von Christoph Schlingensief vorbehalten, die der künstlerische Leiter Stefan Bidner bereits im Jahr 2008 im Kunstraum Innsbruck gezeigt hatte - eine schöne Erinnerung an den 2010 verstorbenen Ausnahmekünstler und ein museales Highlight auf der diesjährigen Parallel.
Überhaupt kommt die heurige Ausgabe des Hybrids aus Kunstmesse und Ausstellung wesentlich seriöser daher. Die Galerien-Räume waren ja schon bisher als klassische Verkaufspräsentationen angelegt, nun wurde auch bei den Artist Statements und institutionellen Präsentationen merkbar gestrafft. Nur noch 5 künstlerische Positionen waren pro Einheit zugelassen, was auch für die Angewandte oder die Kunstuni Linz galt. Sicherlich eine Herausforderung bei der Kuratierung, doch die einzelnen Bereiche bleiben damit übersichtlich, was den einzelnen Arbeiten aber mehr Raum gibt. Sieben Positionen bringt allerdings die Initiative Wiener Melange im Pavillon 13 unter, mit dem Trick dass die Schau mit Werken von Padhi Frieberger, Marel Houf, Elke Silvia Krystufek, Clemens Stecher, Annette Tesarek, Michael Vonbank und Adam Wiener von fünf Kurator:innen gestaltet wurde.
Weniger geworden sind auch die ausufernden Installationen in den Künstler:innen-Räumen. Vieles gleicht eher einer Galeriepräsentation als dem künstlerisch-kreativen Chaos das bei früheren Ausgaben oftmals zu finden war. Überbordend trotzdem die vorwiegend in Weiß gehaltene Rauminstallation der Galerie omarte, die damit an die Geschichte des Ortes in der NS-Zeit erinnert, als in der psychiatrischen Klinik „Am Spiegelgrund“ auch in den Pavillons 7 und 13 Kinder und Jugendliche interniert und Tausende von den Nazis ermordet wurden. In Erinnerung an diese Verbrechen hat auch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes DÖW einen Raum auf der Parallel bezogen und bietet Führungen zum „Steinhof während des Nationalsozialismus“.
Insgesamt wirkt die Parallel Vienna stärker verkaufsorientiert als in früheren Ausgaben, auch wenn das Partyprogramm nach wie vor hohe Bedeutung hat. Diese Aufgeräumtheit mag nicht nur ein Ausdruck der aktuell wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sein, sondern auch ein Zeichen dass in der Wiener Kunstszene marktorientierter gedacht wird. Eine Entwicklung zu der auch die Parallel in den vergangenen Jahren schon allein durch die spezielle Kombination aus Markt und Kunstpräsentation ihren Beitrag geleistet hat.
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