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Prachensky. Ein Malerleben in Rot: Die Kraft des roten Pinselstrichs

In der Gruppe St. Stephan taten sich im Jahr 1956 vier junge Maler zusammen, um nichts weniger als die heimische Kunstgeschichte nachhaltig zu verändern. Wolfgang Hollegha, Josef Mikl, Markus Prachensky und Arnulf Rainer gelten heute unbestritten als Väter der österreichischen Nachkriegsmalerei. Alle vier entwickelten sich von Outlaws, denen wenig Verständnis für ihre neue Form der Malerei entgegengebracht wurde zu Malerstars und Lieblingen einer begeisterten Sammler:innenschaft, die bis heute das Interesse und die Preise hoch hält.

Unter den Begeisterungsfähigen finden sich Sonja Zsolnai-Kasztler und Werner Trenker, die in den letzten Jahren eine umfangreiche Sammlung zeitgenössischer Kunst aufgebaut haben. Dazu kommt, dass das Sammlerpaar sich nicht nur auf das Horten der von ihnen für kaufwürdig befundenen Kunstwerke konzentriert, sondern ihre Leidenschaft oft und gerne einem größeren Publikum vermittelt. Im Jahr 2023 hatten die beiden eine große Ausstellung mit Werken von Hermann Nitsch im Museum St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt ausgerichtet, nun ist es Markus Prachensky, dessen Werk in der ehemaligen gotischen Kirche und den angrenzenden Ausstellungsräumlichkeiten ausgebreitet wird.

Das Werk Prachenskys glänzt durch seine impulsive, direkte Herangehensweise: Wenige dicke Linien, Farbausbrüche die den Spannungsbogen der Malaktion bis zum Letzten auskosten. Zu Recht wird er immer wieder im Zusammenhang mit Jackson Pollock, Franz Kline, auch Mark Rothko genannt. Dem Beispiel seines Vaters, dem Maler und Architekten Wilhelm Nicolaus Prachensky folgend, geht Prachensky 1953 nach Wien um an der Akademie der bildenden Künste Architektur zu studieren. Schnell studiert er zusätzlich Malerei und setzt sich zu Beginn vor allem mit der geometrischen Abstraktion, etwa von Piet Mondrian auseinander. Das Studium der Architektur schließt er 1956 ab, um sich fortan nur noch der Leinwand in seiner abstrakt-expressiven Bildsprache zu widmen. Jahrelang setzt er nur ein vehementes, zur Auseinandersetzung zwingendes Rot auf schwarze und weiße Leinwände, ehe zum Rot auch Schwarz, Grün und Gelb dazu kam. Die Ausstellung in St. Peter an der Sperr zeigt vor allem in der Kirche eine beispielhafte Reihe von Prachenskys kraftvollen Pinselschwüngen und seiner dynamischen Gestik, die in der Apsis schließlich mit Werken aus dem Consultum-Zyklus von 2005 kulminiert.

Im neuen Teil des Museums haben die Kurator:innen der Ausstellung Barbara Steininger-Wetzlmair und Florian Steininger eine chronologische Herangehensweise gewählt und starten mit der konstruktivistischen Komposition Rot auf Grau, aus 1954/55 und reihen daran Werke aus den wichtigsten Schaffensphasen bis hin zu Prachenskys letztem Werkblock Battaglia di San Romano aus dem Jahr 2010. Grafische Arbeiten und Skizzen ergänzen die umfangreiche Ausstellung.

Nicht alle Werke der Ausstellung stammen aus dem Besitz des Sammlerpaars. Wichtige Arbeiten wurden aus der Sammlung von Brigitte Prachensky zur Komplettierung der Schau zur Verfügung gestellt. Die Ausstellung wird begleitet von einem Katalog mit Texten von u.a. Florian Steininger, Klaus Albrecht Schröder und Zitaten von Markus Prachensky selbst.

Mehr Texte von Werner Remm

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Prachensky. Ein Malerleben in Rot
05.09. - 02.11.2025

St. Peter an der Sperr
2700 Wiener Neustadt, Johann von Nepomuk-Platz 1
Öffnungszeiten: Tägl. 10 - 18 Uhr sowie nach Voranmeldung


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