Sommer.Frische.Kunst.: Welcome back, slow down
Vor 15 Jahren hätte kaum jemand gedacht, dass aus Bad Gastein wieder ein gefragter, ja trendiger Urlaubsort in den Bergen werden könnte – und das Sommer wie Winter. Einen guten Anteil daran hat die Kunstsammlerin Andrea Von Goetz, die im Jahr 2011 gemeinsam mit den Hoteliers Evelyn und Ike Ikrath, Olaf Krohne und dem Gasteiner Tourismusverband das Kunstfestival Sommer.Frische.Kunst. ins Leben gerufen hat. Das alte Kraftwerk am Wasserfall, das damals noch bedenkliche Risse im Mauerwerk aufwies, wurde als Festivalzentrum auserkoren. Junge Künstlerinnen sollten dort mehrere Wochen inspiriert von der beeindruckenden Bergwelt und dem (damals noch morbiden) Charme des „Manhattan der Alpen“ an neuen Werken arbeiten. Kost und Logis stellten die kooperierenden Hotels. Was damals als kritisch beäugte Idee begann ist heute fixer Bestandteil eines umfangreichen, ganzjährigen Kulturprogramms, das von klassischer Musik bis Jazz und der Kunstmesse Art Bad Gastein reicht.
Zum 15-jährigen Jubiläum der Sommer.Frische.Kunst. präsentiert sich das Kraftwerk frisch renoviert und beherbergt im Rahmen der Jubiläumsausstellung „Welcome Back“ Werke von 13 Künstler:innen, die in vergangenen Jahren entweder als Residents im Kraftwerk arbeiteten oder an den begleitenden Ausstellungen in Bad Gastein selbst teilnahmen.
Mit dabei etwa Jorinde Voigt, aktuell Professorin an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, die im Jahr 2016 eine Ausstellung im Radon Pavillon hatte, Gerwald Rockenschaub, der schon 2015 seinen „White Noise“ Pavillon im öffentlichen Raum Bad Gasteins installiert hatte. Kazunori Kura der im Jahr 2022 seine beeindruckende Installation von Schiffsskeletten in einer Wiese in Sportgastein realisieren konnte, begnügt sich in seinem Raum im Kraftwerk mit nur einem Satz: „Die Gestalt des Berges genau wie an jenem Tag wieder“, auf Deutsch und Japanisch in aus Draht gebogener Schreibschrift an der Wand. Überbordender ist da Kater D., die ihren Raum im alten Kraftwerk für eine Gesamtinstallation aus Objekten und aktueller Malerei nutzt.
Im Radon Pavillon an der Kaiser Wilhelm Promenade zeigt das Straat Museum aus Amsterdam im Rahmen einer Kooperation mit der Sommer.Frische.Kunst. ein großes Mural und weitere Arbeiten auf Papier und Leinwand von Floor Sabelis. Die Reduktion von alltäglichen Erscheinungen auf ein Minimum funktioniert sowohl im (haus)wandfüllenden Großformat als auch auf kleinem Bogen Papier erstaunlich gut.
Ganz in der Natur befindet man sich bei der Betrachtung der Installation von Theresa Hattinger, die sie auf eine Wiese hinter der Mittelstation der Graukogelbahn gesetzt hat. „Slow“ oder „Langsam“ steht auf gelben Hinweisschildern die Hattinger in großer Zahl in die Berglandschaft gestellt hat. Eingentlich werden diese im Winter genutzt, um Skifahrer auf Gefahrenstellen hinzuweisen. Jetzt im Sommer werden sie zum Mahnmal für ein Umdenken in unserer Hochleistungsgesellschaft.
Unweit davon haben zum Eröffnungswochenende Pegasus Product ihr höchstgelegenes Kasperletheater der Welt für eine einzige Aufführung aufgestellt, aber das ist eine ganz andere Geschichte die wir demnächst erzählen…
Die Ausstellung im alten Kratwerk ist noch bis Ende August geöffnet.
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