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Kristin Wadlig gewinnt den Nachwuchspreis Bildende Kunst Kärnten 2025

Gebrochene Nostalgie. Mit Theresa Hajek, Nanna Kaiser, Angelus Schnabl, Kristin Wadlig, Lorenz Wanker und Iris Writze macht der diesjährige Nachwuchspreis aktuelle Tendenzen in der jungen Kunst deutlich spürbar. Vorwiegend installative Beiträge, keine klassische Malerei, sondern multimediale Kunst ist Programm. Die Kärntner Nachwuchskünstler:innen, die sich in der Bewerbsausstellung im Klagenfurter Künstlerhaus unter dem Thema „da-mals“ zusammengefunden haben, zeigen, dass in der Kunst nichts mehr so wie damals ist. Zumindest formal. Inhaltlich kommen hier einige unterschiedliche Nostalgien zum Vorschein: persönliches oder kollektives Gedächtnis, aber vor allem auch regionale Geschichte werden aufgearbeitet und transformiert.

Als Siegerprojekt wurde „Einkehr” von Kristin Wadlig ausgewählt. Wadlig zeigt Objekte aus gebranntem Ton – körperhafte Kästen oder bildhafte Platten in erdigen Farbtönen: sandfarben, Siena oder von Schlieren aus Grau. Dabei bezieht sich die Künstlerin auf das „Marterl“, den religiösen Bildstock des ländlichen Raums, und verweist im begleitenden Text auf das Ausräuchern der Ställe während der Raunächte. Der Lehm stammt vom elterlichen Hof, die beigefügte Asche aus dem Küchenofen ihrer Kindheit. So werden die Objekte nicht nur zu Zeugnissen religiöser Praxis, sondern zu Sedimenten von Geschichte – und von Prozessen der Verbrennung und kultischer Bewahrung.

Die Jury hebt die Ausarbeitung in Keramik und die schlichte, prägnante - und zugleich tiefgründig-poetische - Wirkung hervor, die die Objekte sowohl robust als auch fragil wirken lässt. Wadligs Werke sind Gefäße, Körper, Bilder zugleich – von eindrucksvoller Präsenz, wie archaische Fragmente und korrodierte Ikonen.

Der Nachwuchspreis Bildende Kunst Kärnten stellt jungen Künstler:innen nicht nur einen prominenten Ausstellungsort zur Verfügung und macht ihre Arbeit für Publikum sichtbar. Er leistet darüber hinaus einen nachhaltigen Beitrag zur Förderung zeitgenössischer Kunst in Kärnten. Die Jury würdigt die zahlreichen Einreichungen zu diesem Preis und dankt insbesondere der GALERIE3, namentlich Lena Freimüller und ihrem Team, für die engagierte Umsetzung dieser wichtigen Initiative.
Zitat: Katharina Rustler und Thomas Trummer für die Jury

Zu den Künstler:innen:

Mit Kristin Wadlig (*1995, Klagenfurt) begeben wir uns in ein noch selten künstlerisch behandeltes Themenfeld österreichischer Kultur. Der Gang zum Martel, die „Einkehr“ in einen Raum, der doch nur mit den Augen betretbar bleibt, wird hier verkörpert – eine persönliche Erinnerung, oder vielleicht immer noch gelebtes Ritual der Einkehr, die hier ganz ohne Wertung erfahrbar wird: unerwartete Blickwinkel, die Möglichkeit des Entdeckens und die tatsächliche Teilhabe an der künstlerischen Arbeit. Die Künstlerin studiert aktuell an der Universität für Angewandte Kunst in der Klasse für Skulptur und Raum bei Hans Schabus und hat ein Studium der Architektur bereits abgeschlossen.

Angelus Schnabl (*1997, Wien) schafft es mit der Serie „Ziffern/ Zahlen/ black square“ auf den zweiten Platz und erhält somit den Preis der Treibacher Industrie. Erinnerungen sind oft an Jahreszahlen gebunden. Die analogen Siebdrucke angedeuteter Ziffern, die vom Künstler buchstäblich in Pixel zerlegt wurden und ein spielerisches Zusammensetzen ermöglichen wollen, sprechen kein konkretes Damals an. Die Bilder bieten vielmehr einen offenen Zugang zu Vergangenem. Sie zeigen keine persönliche Erinnerung, sondern verweisen auf kollektives Gedächtnis. Somit werden auch die Art und Geste der Erinnerung abstrakt und macht eine große Bandbreite an Möglichkeiten auf. Schnabl (*1997), der sich auch intensiv mit dem Medium der Fotografie beschäftigt, studiert aktuell an der LUCA School of Arts in Brüssel und erhielt heuer bereits den Bruno Gironcoli Förderpreis der Stadt Villach.

Der Wietersdorfer Preis geht an die drittgereihte Nanna Kaiser (*1991, Friesach). Mit ihr kommt noch eine kritische Stimme im Hinblick auf Vergangenheitsbewältigung hinzu. Die dreiteilige Serie „Parfum de chaval“ widmet sie sich dem Kult Rund um den VW-Käfer als Beispiel für die teilweise immer noch gelebte Geschichtsverklärung und bietet somit ein weiteres Beispiel für jene gebrochene Nostalgie, die sich durch die gesamte Ausstellung durchzieht. Mithilfe von Abformungen und einer Strategie der Aneignung schafft Kaiser „Hüllen der Vergangenheit“, die stark mit dem Nationalsozialismus in Verbindung steht. Durch die Transparenz des Materials bekommt die Arbeit eine mitunter ephemere Erscheinung, die sowohl verrotten als auch überdauern wird. Sie lässt Zufälle einfließen, die auch durch den deutlichen Raumbezug zu einem konstitutiven Bestandteil des Werks werden. Die Transformation der Geschichte als auch ihre Verklärung wird im Umgang mit dem Material deutlich, denn auch die ursprüngliche Schwere wird in etwas Leichtes und Fragiles übersetzt. Alles andere als plakativ, lassen sich dadurch auch andere Assoziationen wecken.

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