Olga Kronsteiner,
Zeitgenössische Kunst in New York
Gesunde Zeitgenossen
Auch die Sparte Contemporary darf sich in New York über Rekorde freuen
Der Schätzwert für Jackson Pollocks abstrakte Komposition "Number 12, 1949" lag bei fünf bis sieben Millionen Dollar und galt eigentlich schon als recht mutige Bemessung. Zugeschlagen wurde das aus dem Besitz des MOMAs stammende Werk am 11. Mai 2004 von Christie
s dann an einen anonymen Bieter für den Rekordpreis von 11,65 Millionen Dollar, was das Ankaufsbudget des MOMAs deutlich aufbessern wird. Den bislang gültigen Pollock-Rekord hielt Sothebys seit 1989 mit 11,5 Millionen Dollar für "Number 8". Höchstes Spartenergebnis weltweit Und das war nur einer der Höhepunkte des imageträchtigen Evening Sales im Rockefeller Plaza, mit dem vergangene Woche der Auktionsreigen zeitgenössischer Kunst begann . An den amerikanischen Handel reichte man Mark Rothkos "No. 15" für 8,96 Millionen Dollar weiter, den europäischen Kollegen war ein Selbstporträt Warhols von 1967 immerhin noch 6,9 Millionen wert. Insgesamt zahlen Kunstfreunde an diesem Abend etwas mehr als 102 Millionen für 60 Werke. Noch nie wurde auf einer Auktion zeitgenössischer Kunst die 100-Millionen-Dollar-Marke erreicht und Christies sichert sich damit einen Eintrag in die Chronik des internationalen Kunstmarktes. White-Glove-Sale Nach den zwei anderntags abgehaltenen Auktionen war Christies um satte neun Rekordergebnisse - u.a. auch für den höchsten Preis einer Skulptur von Jeff Koons (Standing Figure, 1984; 3,48 Mio Dollar) - und einen Gesamtumsatz von guten 128 Millionen Dollar und damit umgerechnet mehr als 107,4 Millionen Euro reicher. Der Terminus White-Glove-Sale ist vermutlich deshalb kaum geläufig, weil er so gut wie nie Anwendung findet. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel, wie Sothebys am Abend des 12. Mai belegte: denn sämtliche der angebotenen Arbeiten wechselten den Besitzer! Wie auch bei Christies lag der Schwerpunkt in der York Avenue bei Werken der 40er- bis 70er-Jahre. Beim Top-Ten-Ranking übernahm das PopArt-Establishment mit Roy Lichtensteins "Step On Can with Leg" von 1961 die Führung, das für 5,1 Millionen Dollar beim Evening-Sale an einen anonymen Käufer zugeschlagen wurde, gefolgt von 3,14 Millionen für Jasper Johns "Corpse and Mirror" von 1975-76 und damit dem höchsten Preis für eine Papierarbeit des Künstlers. Anderntags durfte sich Robert L. Looker, Vizepräsident des Departments, auch über unübliche Ansteigerungen freuen: das aus einer Privatsammlung aus Florida stammende Ölbild "Elements" von Alexander Calders war auf 70.000 Dollar geschätzt ins Rennen gegangen und schaffte den Zieleinlauf im Auktionssaal bei hervorragenden 389.000 Dollar. Am Ende der Woche summierten sich die Zuschläge bei Sothebys auf beachtliche 88,79 Millionen Dollar.
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