
Henrike Naumann und Sung Tieu gestalten den Deutschen Pavillon auf der 61. Kunstbiennale von Venedig
Die Kuratorin Kathleen Reinhardt hat zwei Künstlerinnen benannt, die in ihrem Werk gesellschaftliche, bürokratische und soziale Ordnungssysteme reflektieren und kritisch hinterfragen. Dabei machen sie die Brüche und Spannungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sichtbar. Ihre Arbeiten werden ab dem 9. Mai 2026 im Deutschen Pavillon zu sehen sein.
Über die Künstlerinnen
Henrike Naumann wurde 1984 in Zwickau (DDR) geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Naumann reflektiert gesellschaftspolitische Probleme auf der Ebene von Design und Interieur. Sie erkundet das Reibungsverhältnis entgegengesetzter politischer Meinungen im Umgang mit Geschmack und persönlicher Alltagsästhetik. In ihren immersiven Installationen arrangiert sie Möbel und Objekte zu szenografischen Räumen, in welche sie Video- und Soundarbeiten integriert. Ihre Praxis reflektiert die Mechanismen der Radikalisierung und deren Zusammenhang mit persönlicher Erfahrung. Ihre künstlerische Praxis wird von einer Vielzahl von Vorträgen und interdisziplinären Kooperationen begleitet, die die Fragestellungen ihrer Arbeit reflektieren. Momentan recherchiert sie zum Spannungsverhältnis von Kunst und Krieg.
Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Karl Schmidt-Rottluff Stipendium, dem Max-Pechstein-Preis der Stadt Zwickau, dem Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung sowie dem Villa Aurora-Stipendium / Thomas Mann House, Los Angeles. Wichtige Ausstellungen ihrer Werke fanden unter anderem im SculptureCenter in New York, im Busch-Reisinger Museum der Harvard Universität, im Museum of Modern Art in Warschau, im Haus der Kunst in München, im Deutschen Bundestag sowie im Rahmen der Ghetto Biennale in Haiti (2015, 2017) und der Kyiv Biennale (2023) in der Ukraine statt. Henrike Naumann ist Stipendiatin des Berliner Programm Künstlerische Forschung 2024/25. Zum Wintersemester 2026/2027 hat sie den Ruf an die Hochschule für bildende Künste Hamburg für die Professur Bildhauerei angenommen.
Sung Tieu, 1987 in Hải Dương, Vietnam, geboren, ist eine vietnamesisch-deutsche Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Aufgewachsen zwischen politischen Systemen, entwickelt sie ihr Werk im Spannungsfeld von Biografie und Geopolitik. In ihren Arbeiten setzt Tieu sich mit den Nachwirkungen des Kalten Krieges, kolonialen Verflechtungen und den subtilen Mechanismen institutioneller Gewalt auseinander. Sie reflektieren die gesellschaftlichen und psychologischen Folgen von Migration, Bürokratie und Kontrolle. Tieu verbindet Skulptur, Fundstücke, Klang, Video, Fotografie, Text und Archivmaterial zu räumlich verdichteten Installationen. Es entstehen Räume, in denen sich politische Ordnung und persönliche Erfahrung überlagern.
Bedeutende Einzelausstellungen fanden u. a. im KW Institute for Contemporary Art, Berlin, im Museum für Gegenwartskunst Siegen, in der Kunsthalle Nürnberg, der Amant Foundation, New York, dem MIT List Visual Arts Center, Cambridge, dem Kunst Museum Winterthur, dem Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.), dem Mudam – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, Luxemburg, der Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK), Leipzig, dem Haus der Kunst, München und bei Nottingham Contemporary statt. Sie nahm u.a. teil an der Gwangju Biennale (2024), der Shanghai Biennale (2023), der Bienal de São Paulo (2021) sowie der Kyiv Biennale (2021). Tieu wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung, dem Rubensförderpreis der Stadt Siegen sowie dem Publikumspreis des Preises der Nationalgalerie. Momentan ist sie Vertretungsprofessorin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.
Das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen ist als Kommissar für den Beitrag des Deutschen Pavillons der Biennale Arte di Venezia verantwortlich. Kathleen Reinhardt wurde 2025 als Kuratorin von einem achtköpfigen Auswahlgremium bestimmt.
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Abbildung: Künstlerinnen Henrike Naumann und Sung Tieu, sowie Kuratorin Kathleen Reinhardt für den Deutschen Pavillon auf der 61. Kunstbiennale von Venedig. Foto: Victoria Tomaschko