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RAD Art Fair: Affordable Avantgarde

Es hätte auch anders kommen können. Wenn am letzten Wochenende der pöbelnde Hooligan zum Präsidenten Rumäniens gewählt worden wäre, hätte die RAD Art Fair in Bukarest wohl kaum so entspannt eröffnen können. Die Stimmung war gelöst, man war weitgehend unter sich. Abgesehen von 30 eingeladenen Kurator:innen aus der Region und dem westlichen Europa gaben sich hier Einheimische und Expats ein Stelldichein. 28 Aussteller versammelt die Messe, die einen umfassenden Überblick der reichen rumänischen Kunstszene bietet. Möglich ist die Messe überhaupt nur durch die Selbstorganisation und Eigenleistung der Galerien und Sponsoring. Dadurch kostet der reguläre Stand lediglich 3.500 Euro, und die sechs eingeladenen ganz jungen „Platform“-Galerien zahlen sogar nur 1.500 Euro.

Die meiste Kunst ist daher jung und erfreulich preiswert. Der seit 1970 (!) bestehende Inkubator Atelier 35 zeigt ein fantastisches monumentales Aquarell mit einer kleinteiligen skulpturalen Keramikrahmung der gerade erst 22-jährigen Ioana Mincu, die demnächst bei der Messeorganisatorin Catinca Tabacaru (Bukarest und Harare) ausstellen wird. So kosten bei Himera aus Temeschwar die surrealistisch inspirierten Gemälde der 25-jährigen Mihaela Coandă ab 700 Euro. Das teuerste Werk auf der Messe dürfte von Nationalheld Paul Neagu (gest. 2004) stammen, das bei der Ivan Gallery aus Bukarest 70.000 Euro kostet.

Mit den 28 Ausstellenden nehmen ungefähr die Hälfte aller ernstzunehmenden Galerien des Landes an der Messe teil, darunter alle auch international bekannten. Die einzigen auswärtigen Teilnehmer sind die 418 Gallery aus München (mit einem Spielbein in der rumänischen Provinz) sowie mit Gregor Podnar und Dawid Radziszewski zwei Wiener Galerien.

Eine eigentümliche Mischform aus privater Kunsthalle und Galerie ist /SAC, die auf der Messe im Collectors Attic Werke von Künstler:innen aus vergangenen Ausstellungen zum Kauf anbietet. Denn die Initiative erhält praktisch keine öffentlichen Fördermittel und nur wenig Sponsoring. Daher muss sie ihren Betrieb mit dem Verkauf von Kunst finanzieren. An drei Orten in der Stadt organisiert /SAC Ausstellungen, aktuell unter anderem mit Nives Widauer in Bukarests bekanntester Buchhandlung Cărtureși Carusel, die in einem prachtvollen ehemaligen Bankgebäude residiert. Der Verein bietet einen Vorgeschmack auf das, was hiesigen Institutionen auch blüht, wenn der Trend der öffentlichen Hand anhält, sich weiter aus dem Kultursektor zurückzuziehen.

Ergänzt wird die Kunstmesse zum zweiten Mal von einer Design-Abteilung in einem Nachbargebäude, in der ausschließlich zeitgenössisches rumänisches Design gezeigt wird. Dazu werden Grafikeditionen in kleinen Auflagen angeboten, die zum Teil schon für zweistellige Europreise zu haben sind. Die RAD ist im Wortsinne eine affordable art fair, allerdings mit Avantgarde, die zumindest zum Teil ihren Weg auch im internationalen Kunstzusammenhang machen wird.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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RAD Art Fair
22 - 25.05.2025

Caro
Bucharest, 164A Barbu Vacarescu Street, Sector 2
https://radartfair.com


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