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Günter Brus - Spontanzeichnungen: Der versilberte Schatten

Wie schnell ein Jahr vergeht – eben hatte man noch einen Nachruf (⤇ hier der Link) auf Günter Brus verfasst. Nun folgt dem Nachruf ein Vorbericht auf ein beeindruckendes Konvolut an „Spontanzeichnungen“ des früheren Aktionisten, das am 9. April im Kinsky zur Versteigerung gelangt. Genau 400 Lose sind es und dem Vernehmen nach ist es erst der erste Teil von über 900 bislang unbekannten Blättern, die nun, eingebracht von einer einzigen Person, mit einem Rufpreis ab 100 Euro auf den Markt flattern. Der Markt an günstigen Brus-Zeichnungen dürfte bis auf Weiteres saturiert sein.

Man kennt Brus als wunderbaren Bilddichter. Nach seiner letzten Aktion „Zerreißprobe“ 1970 hatte er sich ausschließlich auf das Zeichnen verlegt, kombiniert mit pointierten Sentenzen. Doch kennt man Brus ebenso als zeichnenden Gesprächspartner. Denken, Reden, Zeichnen gingen hier Hand in Hand und im Überschwang eines geselligen Beisammenseins konnte es sein, dass die dabei entstandenen spontanen Artefakte in den Besitz des Gegenübers wanderten, bisweilen signiert, manchmal dediziert, doch meistens weder noch. Oft spiegeln sich die Gesprächsthemen in den Blättern wider. Es geht um Gott & die Welt, den Künstler, sein Werk & sein Selbst, Alltägliches & Obszönes. So auch in diesem Konvolut.

Und während man Vorwörter für derlei Auktionen für gewöhnlich Leuten anvertraut, die das Angebotene kunsthistorisch einzuordnen wissen, erklärt in diesem Falle die Einbringerin ihre „Begegnung mit Günter Brus“. Man hatte sich offensichtlich „Ende 1999“ bei einer Art Kuraufenthalt in Bad Waltersdorf kennen gelernt, bis „ca.2004“ haben sich dann die 900 Blätter angesammelt, nun will sie laut Pressemeldung „diesen, ihr gewidmeten, abgeschlossenen Sammelblock nicht der Öffentlichkeit vorenthalten“. Auch sie selbst tritt damit in die Öffentlichkeit, bislang wurde ihr Name lediglich dadurch in Zusammenhang mit Brus gebracht, als dass sie sein Manuskript von „Die gute alte Zeit“ transkribiert hatte.

Man wird aufgrund dieses Vorwortes nicht die Biografie von Günter Brus umschreiben müssen, auch sind ganz ausgezeichnete Blätter darunter. Die dem Auktionskatalog vorangestellten Zeilen sind allerdings ein bisserl‘ zum Fremdschämen, schließlich gibt es mit Anna Brus eine Witwe, die maßgeblich an der Karriere ihres Mannes beteiligt war, es gibt eine Tochter, Freunde - verständlich, dass im Umfeld des verstorbenen Künstlers alle etwas peinlich berührt sind.

Bei der Vernissage zur Auktion wird Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder sprechen. Womöglich hätte es zu Ausführungen zum Werk von Günter Brus berufenere Personen gegeben, die mit dem Werk von Brus wissenschaftlich, archivalisch, kuratorisch, publizistisch mehr vertraut sind. Womöglich haben diese aus Gründen der Pietät abgesagt.

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Auktion 09.04.2025, 14:00 Uhr
⤇ Zum Auktionskatalog
Vernissage: 1. April, ab 18:00 Uhr
Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder spricht zu Günter Brus „Spontanzeichnungen“ um 19:00 Uhr
Besichtigung: Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-17 Uhr

Mehr Texte von Daniela Gregori

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Günter Brus - Spontanzeichnungen
09.04.2025 14:00

Auktionshaus im Kinsky
1010 Wien, Palais Kinsky Freyung 4
Tel: +43 1 532 42 00, Fax: +43 1 532 42 00 9
Email: office@imkinsky.com
http://www.imkinsky.com
Öffnungszeiten: 10 - 18 Uhr


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