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Tefaf: Der Prinz aus Ghana in Maastricht

Das Nashorn Clara hat ein neues Zuhause. Schon eine halbe Stunde nachdem sich die Türen für die besten Kunden der Tefaf in Maastricht geöffnet hatten, konnte der Kunsthandel Mehringer aus München eine Terrakotta-Skulptur des im 17. Jahrhundert durch Europa tourenden Dickhäuters für einen ungenannten Betrag an einen Sammler abgeben. Petrus Campers Skulptur reiht sich ein in eine große Zahl von Kunstwerken, die um 1740 herum oft aus eigener Anschauung entstanden.

Während draußen gegen die "filthy rich" und ihre klimaschädigende Privatfliegerei protestiert und vom Sicherheitspersonal weggetragen wurde, ließ man es sich drinnen gutgehen. Bei Champagner und edlen Häppchen ließ sich gut darüber hinwegsehen, dass der Markt für Alte Meister einigermaßen leergefegt ist und die Stände oft nur zweite oder dritte Qualität anbieten. Folgerichtig ist David Koetser aus Zürich ziemlich stolz, ein unzweifelhaftes Frauenportrait von Frans Hals in die Auslage stellen zu können. Jörn Günther aus der Schweiz ist DIE Anlaufstelle für Buchmalerei, etwa mit Stundenbüchern für die Sforza und Borromeo aus dem späten 15. Jahrhundert. Der Antikenhändler Jean-David Cahn aus Basel hat sogar schon kleinere Objekte aus Ägypten oder dem römischen Reich um dreistellige Beträge dabei, um damit auch den Nachwuchs an Sammler:innen anzusprechen.

Das aufsehenerregendste Werk der Messe kommt dieses Jahr aber aus Wien. Dabei handelt es sich um ein Frühwerk Gustav Klimts. Das Porträt des Prinzen William Nii Nortey Dowuona aus Ghana war im Umfeld einer „Völkerschau“ entstanden, die 1897 in Wien stattfand und an der sich Menschen unterschiedlicher Herkunft präsentierten bzw. präsentiert wurden. Das Werk galt in der Klimt-Forschung Jahrelang als verschollen bis ein Kunsthändler-Traum im Frühjahr 2023 wahr wurde: Ein Ehepaar brachte das Portrait zu den Kunsthändlern Ebi Kohlbacher und Lui Wienerroither in die Strauchgasse im ersten Wiener Gemeindebezirk. Zwei Jahre dauerten Reinigung und Restaurierung, vor allem aber die Klärung der Restitutionsansprüche mit den Erb:innen nach Ernestine Klein, die vor den Nazis aus Wien fliehen musste. Für 15 Millionen Euro bieten Wienerroither & Kohlbacher das Werk in Maastricht an.

Ohne großen Presserummel feiert die Mayor Gallery aus London ihren 100. Geburtstag. 1925 vom Vater Frederick James gegeündete Galerie präsentiert einen Querschnitt des Programms, das erstaunlicherweise schon zu Beginn Paul Klee beinhaltete. Sein "Altes Mädchen" aus dem Jahr 1932 kostet heute 3,2 Millionen Euro.

Aber auch in Maastricht geht der Trend wie bei den meisten Antiquitätenmessen seit Jahren zu jüngeren Sammelgebieten. Bei den Zeitgenossen hat die Tefaf allerdings deutlich Luft nach oben. Zwar bietet beispielsweise die Tim Van Laere Gallery (Antwerpen) Werke von Leiko Ikemura und Rinus Van de Velde und die Galleria Continua aus San Giminiano zeigt Ai Weiwei, die bunten Bilder von Cristian Rex van Minnen etwa, die die spanische Galerie VETA by Fer Francés aus Madrid im Programm Showcase für junge Galerien präsentieren darf, würde man eher auf C-Messen vermuten.

Enttäuschend ist die Entwicklung bei den Ausstellern aus deutschsprachigen Ländern. Aus unterschiedlichen Gründen sind Thomas aus München, Die Galerie aus Frankfurt und Thomas Salis aus Salzburg nicht mehr dabei. Dem steht kein einziger Zugang bei den Erstausstellern gegenüber. Dies sei jedoch nur eine Momentaufnahme und sage nichts über die Bedeutung der jeweiligen Märkte aus, heißt dazu von der Messeleitung. Hoffen wir also auf frischen Wind aus unseren Gefilden in den nächsten Jahren!

Mehr Texte von Werner Remm

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Tefaf
15 - 20.03.2025

MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre)
6229 Maastricht, MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre), Forum 100
Tel: +31 43 383 86 66 , Fax: +31 43 383 88 08
Email: info@tefaf.com
http://www.tefaf.com
Öffnungszeiten: täglich 11-19 h


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