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Kurze Karrieren: Bessere Welt, schöneres Leben

Das Dilemma aktionistischer oder interventionistischer Bestrebungen in der Kunst liegt darin, dass sie Emanzipation und Aufbegehren mit Mitteln betreiben, in denen Normativität mitschwingt, Prestigedenken und die Bereitschaft eines Publikums, etwas für besonders zu halten, weil es Kunst ist. Das wunderbar gedachte Demokratische bekommt eine Schlagseite, die Max Weber einst "charismatisch" nannte. Es hilft nichts, wer es wirklich und radikal politisch meint, sollte aufhören mit der Kunst. Dass Aufhören durchaus eine Option ist, zeigt eine wunderbare kleine Ausstellung im Kellergeschoß des Mumok. Von Susanne Neuburger und Hedwig Saxenhuber ausgewählt, gibt es zehn Positionen zu bestaunen, vorgeführt in einer Art Kojensystem, das den Charme des Unausgegorenen in die Gegenwart trägt. Allesamt stammen diese Positionen aus den Sechzigern und Siebzigern, und da war das Experimentelle, Tastende und Suchende noch keine Manier. Entsprechend ließ es sich auch wieder beenden. Ob dieser Rückzug dann das Ende allen Kunstmachens bedeutete oder aber seine Prolongierung in jede Alltagsituation hinein, ist durchaus schwer zu entscheiden. Nicht alle zogen sich auch gleich aus dem Betrieb zurück. Konrad Lueg machte als Konrad Fischer weltweite Karriere als Galerist. Goran Trbljuk wechselte in Zagreb die Beobachterperspektive und wurde Kamermann, in Prag gingen Karel Miler, Jan Mlcoch und Petr Stembera als Kuratoren ans Museum. Natürlich war es sowieso die Zeit des Aussteigens. Lee Lozano betitelte ihr letztes Kunststück entsprechend "Dropout Piece" und zog von New York ins wüste Texas. Charlotte Posenenske und Verena Pfisterer fingen milieuüblich an, Soziologie zu studieren. Manche haben sich, wie Lozano, konsequent verweigert, andere, wie Stephan Kaltenbach oder Christine Kozlov, sich wieder einfangen lassen in den Retrospektiven und Revivals und Wiederaufnahmen einer eigenen Produktion. Irgendwo zwischen besserer Welt und schönerem Leben sucht man so seinen individuellen Platz. Viele, sehr viele wollen deswegen Künstler werden. Manche hören deswegen damit auf.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Kurze Karrieren
20.05 - 01.08.2004

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


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