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Markus Hanakam und Roswitha Schuller - The Water Cabinet: Die beseelte Oase

2016 wurde der Anima Garten, vierzig Kilometer von Marrakesch entfernt, von Andre Heller entworfen. Der weitläufige Garten hat freies Blickfeld auf den Atlas, umfasst 3ha und liegt im Ourika Tal, das über lange Zeit Dürreperioden ausgesetzt war.

Hanakam & Schuller, Künstlerduo seit 2004, hat sich nun dem Reiz des oasischen Gartens angenähert und Fragen zu Ökologie, Postkolonialismus, Arbeitsbedingungen und menschlichen und natürlichen Ressourcen gestellt.

Auf vier Filmpanelen zeigen sie den Verlauf des Wassers, auch mit einem Springbrunnen, dessen Oberfläche mit Rosenblättern bedeckt in Endlosschleife sprudelt. Eine behandschuhte Hand streut Rosenblätter in das Bassin, unter deren Oberfläche das Wasser wabert.

Ein anderes Panel zeigt Interviews mit Gärtnern, die Auskunft über ihre Arbeit in diesem Garten geben. Alle sind angelernte Kräfte und lernen täglich dazu. Sie fühlen sich ihren Pflanzen verpflichtet und erzählen von der innigen Beziehung, die Sie zu dem Garten entwickelten. An den Wänden des Ausstellungsraums sind die Erzählungen der Gärtner in englischer Sprache aufgeschrieben. Es sind Ausschnitte ihrer Rede, die im Film in arabisch wiedergegeben werden, oftmals auch in dem lokalen Dialekt, niemals in französisch. Der muttersprachliche Effekt steht im Vordergrund. Jeder soll sich so ausdrücken können, wie es ihm leicht ist. Auffällig ist auch, dass es keine Gärtnerinnen gibt. Diese Arbeit verrichten in Marokko nur Männer.

Die künstlerische Befragung dieses Gartens zielt auf die Hinterfragung des gelenkten Blicks ab. Kein Garten ist natürlich, auch wenn der englische Landschaftsgarten in seinen letzten Ausläufern uns das glauben lässt. Im Gegenteil: Gärten sind angelegt. Sie sind inszenierte Räume, deren Vegetation ausgewählt ist. Oft wachsen Pflanzen, die ihren Ursprung in Europa haben und in kolonialer Art und Weise, in diesem Fall nach Afrika, verpflanzt wurden.

Ein weiteres Panel von Hanakam & Schuller zeigt ein Wasserbassin mit rosa Bojen, die einen Ansaugstutzen halten. Die Frage wer Zugang zu Wasser hat, wer es verwaltet, ist eine Machtfrage. Es ist auch eine Machtfrage ob man tiefe Brunnen bohren kann, wer über die Ressource verfügt an Wasser heran zu kommen. Das belebende Element, das zum Wachstum von Pflanzen unabdingbar ist, wird zum heiß umstrittenen Gut.

Die künstlerische Inszenierung von Hanakam & Schuller über einen Garten zeigt sowohl die Schönheit des Okzidents im Orient als auch das postkolonialistische Sein, das uns bis heute in Atem hält.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Markus Hanakam und Roswitha Schuller - The Water Cabinet
26.02. - 30.03.2025

Tresor im Bank Austria Kunstforum
1010 Wien, Freyung 8
Tel: +43 1 537 33 26, Fax: +43 1 537 33 18
Email: office@bankaustria-kunstforum.at
http://www.bankaustria-kunstforum.at/
Öffnungszeiten: täglich 10-19, Fr 10-21 h


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