
Raisan Hameed: Embers of Narratives: Auf den Spuren des Krieges
Vor 10 Jahren verließ Raisan Hameed seine Heimat Irak, also zu Zeiten des Irakischen Bürgerkrieges. Die Auswirkungen dieses fünf Jahre lang dauernden Krieges beschäftigen den Künstler noch heute – wie aber erinnert man sich selbst und andere an die dort stattgefundene Gewalt und Zerstörung ohne selbst vor Ort zu sein?
Diese Frage beantwortet Raisan Hameed indem er in seiner Ausstellung „Embers of Narratives“ (Glut der Erzählung) auf Bilder aus dem Internet zurückgreift und diese neu kontextualisiert. Genauer: Der Künstler hat für die Arbeit „Embers of Narratives“, 2024, Screenshots von Google-Street-View zu drei verstörenden Bildstreifen verarbeitet, die zerstörte Häuser und Landschaften ebenso zeigen wie dort lebende Menschen und abgestellte Autos. Gemacht wurden diese Fotos für Google-Street-View von den Bewohnern der jeweiligen Gegend im Irak. Dann hat der Künstler diese mit anonymer multipler Autorenschaft generierten Narrative aufgetragen auf Fahnenstoff, der in langen Bahnen von der Decke des Ausstellungsraumes hängt. Zuvor hat Raisan Hameed den Stoff mit Hitze so verfremdet, dass man meint auf ihm Spuren von Verbrennungen zu sehen, die besagte Fotos teilweise überdecken. So werden Momente der Zerstörung auch insofern gezeigt, als Zerstörung in der Arbeit selbst dekonstruktiv tätig wird.
In der zweiten zentralen Arbeit der kleinen, aber konzentrierten Präsentation ver/wendet der Künstler ebenfalls Fotos aus dem Fundus des Internet. In „Pixels of Memoriers“, 2024, nämlich sind es Fotos, die Raisan Hameed bei Google Maps gefunden hat. Auch diese 360-Grad-Ansichten wurden von Privatpersonen hochgeladen, was dann immer wieder zu kleinen Fehlern wie Überblendungen und verpixelten Flächen führt. Eben diese technischen Fehlleistungen sind es, die in „Pixels of Memoriers“ die eh schon verstörenden Ansichten von beschossenen Wänden, zerbombten Flächen und nun wieder bewohnten Häusern zusätzlich als erschütternd erscheinen lassen.
Die klug von Hanar Hupka kuratierte Ausstellung im alten Gebäude der Leipziger Galerie für zeitgenössische Kunst überzeugt nicht zuletzt durch ihren Verzicht auf jedwede Kommentierung und erinnert eben dadurch umso eindringlicher an die desaströse Qualität kriegerischer Auseinandersetzungen.

25.01 - 30.03.2025
GfzK - Galerie für zeitgenössische Kunst
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