
Axel Jonsson - Plan de Dieu: Konsumerfahrungen
Es gibt viele Möglichkeiten die Begegnung eines einzelnen Fischers in einem hölzernen Ruderboot mit der Crew eines Schiffs wie der Clipperton, die ganze 63 Meter in der Länge misst, auf der See darzustellen. Als Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne, als Berührungspunkt des Lokalen und Globalen, oder als zwei völlig verschiedene Beziehungen zur Mitwelt könnte man es darstellen - und das alles schwingt klar und deutlich mit in dem Bild Clipperton (2023) von Axel Jonsson. Aber so wie der Maler das unwahrscheinliche Ereignis zeigt, hält es auch einen heiteren Moment der gegenseitigen Anerkennung zwischen Menschen fest. Man grüßt sich wie man sich von zwei kreuzenden Ausflugsbooten grüßt. Jonsson selbst will diese Art der Darstellung als in gewisser Weise humoristisch begriffen sehen, die die Absurdität der Welt einfängt., wie sie sich zwischen Fangquoten zum Schutz maritimer Ökosysteme und Lieferkettensystemen, die die Welt umspannen, präsentiert.
In Schweden, der Heimat Jonssons, ist die Clipperton aus den Medien bekannt und hat sinnbildlichen Charakter. Sie fügt sich in eine Malerei ein, in der Bildobjekte betont als Motive, sogar Tropen, eingesetzt werden, als Elemente eines Narrativs. Die Bildgegenstände in Jonssons Bildern sind klar abgegrenzt und eindeutig. Körperlichkeit und Textur spielt eine sekundäre Rolle hinter ihrem Zeichencharakter. Dieser Zugang verdichtet sich besonders in den zwei kleinformatigen Aquarellen, die gemeinsam mit vier großformatigen Ölbildern in Plan de Dieu, der dritten Ausstellung Jonssons bei der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, ausgestellt sind. Hier ist der Bildausschnitt stark verkleinert, aber der Maßstab gleich geblieben. Die Szene gewinnt fragmentarischen Charakter, der, wie jedes Fragment, weite Assoziationsmöglichkeiten eröffnet.
Neben Clipperton sind auch die anderen Bilder voller Referenzen auf die Mechanismen zeitgenössischen Konsums. Doch stehen immer Menschen im Mittelpunkt der Kompositionen und richten damit den Fokus auf die Erfahrung dieser Figuren inmitten der sie umgebenden Welt. Insofern nähern sich die Bilder mehr dem Portrait als dem Historienbild an.
Bis 2020 studierte Jonsson in der Klasse von Daniel Richter an der Akademie in Wien. Der Stil - naivistisch, wie Jonsson es nennt, - und die Syntax der Bilder lassen diesen Hintergrund erkennen, aber sie spiegeln auch Tendenzen zeitgenössischer Malerei weltweit, in welcher stark auf Figuration und das narrative Potential von Malerei gesetzt wird. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass eine treibende Kraft dahinter der Anspruch ist, ästhetische Erfahrungen zu ermöglichen. In Jonssons Fall trifft das alles aufeinander: Bilder als Erzählungen und Bilder als visuelle Stimuli, das kognitive und sensorische, die einzelne Figur und die Welt.

31.01 - 01.03.2025
Galerie Elisabeth & Klaus Thoman
1010 Wien, Seilerstätte 7
Tel: + 43 1 512 08 40
Email: galerie@galeriethoman.com
http://www.galeriethoman.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 11-15 h