
Hélène Fauquet – Species of the Pod: Aus dem Gehäus
Mitten im Winter stoßen wir in der Galerie Meyer Kainer auf Treibgut sommerlicher Vergnügungen. Da tummeln sich Muscheln und Schnecken, objets trouvés gerahmt an den Wänden, angespült sowohl vom rauheren Atlantik als auch vom milderen Mittelmeer.
Die Rede ist von den jüngsten Arbeiten der französischen Künstlerin Hélène Fauquet. Die Werke sind großteils in den letzten Monaten extra für die Ausstellung entstanden. Die hohen Räume in der Galerie eignen sich wunderbar für diese Kabinettstücke, die in regelmäßigen Abständen voneinander gehängt sind.
Da winden sich Muscheln und Schnecken vor einem zunächst nicht erkennbaren Hintergrund und nehmen die Mitte oder die Seite des kleinen Objekts ein. Genau genommen handelt sich dabei nicht mehr um Bilder sondern um Arbeiten, die sich an der Schnittstelle von Skulptur und Bild befinden. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man getönte färbige Hintergründe. Es handelt sich dabei um Makrofotografien von Flüssigkeiten. Blaue Töne schwappen dabei von Bildrand zu Bildrand. Davor werden die Schnecken drapiert und mit einem oftmals kitschigen, trashigen Rahmen umkränzt. Fauquet findet diese Rahmen, die zuvor geliebte Familienbilder begrenzt haben könnten, im Trödel oder auf Internetplattformen und setzt diese Ästhetik des Besonderen im Gewöhnlichen gezielt ein. Dabei entsteht ein verdichteter Mikrokosmos - „The world in a nutshell“! Hier in einer Muschel oder in einer Schote wie Fauquet den Titel der Ausstellung wählte: „Species of the pod“. Der Mikrokosmos im Makrokosmos könnte eine der Devisen der Ausstellung sein.
In früheren Arbeiten, die auch bei Meyer Kainer oder schon im Kunsthaus Glarus zu sehen waren, spielt die Künstlerin ebenfalls mit Reflexionen. Dabei montierte sie Fotografien hinter Glasobjekte die unterschiedlich gewölbt oder geschliffen sind und dadurch den Hintergrund verzerren. Diese optischen Effekte spürt man auch ein wenig, wenn man durch die Galerie Meyer Kainer geht. So sind die Rahmen stark mit Dekor akzentuiert und bestimmen maßgeblich den Gesamteindruck. Fauquet ist tief im Ornament verwurzelt wie man auch an älteren Arbeiten sieht, die mit Spiegeln gefertigt sind.
Denkt man über den historischen Begriff „rocaille“ nach, so impliziert das den kunsthistorischen Begriff Rokoko. Von 1720 bis 1780 an, leitet sich diese Periodenbezeichnung von dem Wort“rocaille“ - Muschel, Muschelwerk - ab und meint in der Malerei eine elegante Leichtigkeit und Anmut, die vor allem Antoine Wattaeu verkörperte. Das Picknicken in der Natur, der Tanz, die Schaukel sind Motive seiner Kunst. Zu ähnlichen Stimmungen verführen uns die Arbeiten von Hélène Fauquet. Die „Welle“ und die offene „Jakobsmuschel“ in der Architektur korrespondieren mit den Erscheinungen die Fauquet erschafft. Damit steht die Künstlerin in einer guten (französischer) kunsthistorischer Tradition und die Welt der zeitgenössischen Kunst steht ihr hiermit offen.
24.01 - 15.03.2025
Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h