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Art Cologne: Regional überschaubar

Eyjafjallajökull heißt heute Trump und Lindner. 2010 war es ein Vulkan auf Island, dessen Aschewolken der Art Cologne den Auftakt verdunkelten. Heute sind es die rauchenden Trümmer der US-amerikanischen Demokratie und der Ampelkoalition, die auf die Stimmung drücken dürften. Vor 14 Jahren konnte die älteste noch laufende Messe für zeitgenössische Kunst immerhin noch behaupten, der stillgelegte Flugverkehr verhindere den Besuch internationaler Sammler. Die Zeiten, in denen das Einzugsgebiet bis über den Atlantik reichte, sind jedoch vorbei. Zu dieser Einsicht ist man mittlerweile auch am Rhein gekommen. Die etwas hilflos wirkenden Versuche, Schwergewichten wie Gagosian oder Hauser & Wirth den roten Teppich auszurollen wurden inzwischen eingestellt. Geblieben ist ein solides Angebot vor allem deutscher Galerien mit einigen Teilnehmer:innen aus Europa, vor allem aus dem etablierten Bereich. Auch für einen Einblick in die junge einheimische Galerienszene führt an Köln immer noch kein Weg vorbei. Nach zweimal Düsseldorf absolviert Anton Janizewski aus Berlin gerade seine erste Art Cologne bei den New Entries. Schon gegen Mittag der Vernissage hat er zwei Arbeiten des ganz jungen Ferdinand Dölberg (bis 6.000 Euro) verkauft, mit dem er auch schon in Turin erfolgreich war.

Vor allem auf deutsche Sammler, die dieses Angebot zu schätzen wissen, hoffen ebenfalls die von weiter her angereisten Aussteller.
Jim Dempsey aus Chicago teilt sich nach rund einem Jahrzehnt Abstinenz einen Stand mit der jungen einheimischen Galerie JUBG im Rahmen der Collaborations. "Wir hatten nie die Absicht, gar nicht mehr an der Art Cologne teilzunehmen", erklärt er. Bei einem passenden Projekt sei Köln durchaus ein attraktiver Standort. Der in der Musikerszene sehr bekannte Roscoe Mitchell sei mit seinen kaum bekannten Gemälden (ab 7.000 Euro) noch nie in Deutschland gezeigt worden. Hedwig Eberle und Matthias Schaufler, die hier JUBG beisteuert, habe seine Galerie Corbett vs. Dempsey wiederum bereits in Chicago gezeigt.
Guter Dinge ist Robby Greif von der Wiener Christine König Galerie. In Köln gebe es immer noch die bürgerliche Sammlerkultur, die er etwa in seiner Wahlheimat vermisse. Nach der Messe sitze man immer noch gerne beim Kölsch zusammen und zeige sich die gerade gekauften Schätze. Die aktuelle Konjunktur spiele da meistens keine so große Rolle. Am Stand wartet eine kinetische Installation von Rebecca Horn aus ihrer Ausstellung "Reisebibliothek für sibirische Raben" in der Galerie im Jahr 1994 für einen mittleren fünfstelligen Betrag auf Trophäenjäger.

Im gediegenen Untergeschoss, das nicht zuletzt aufgrund seiner überschaubaren Größe einen familiären Eindruck vermittelt, findet sich bei Wienerroither & Kohlbacher das wahrscheinlich fotogenste Kunstwerk der Messe, eine braune ringförmige Metallwurst von Franz West, zu desssen Benutzung ausdrücklich eingeladen wird und das 700.000 Euro kosten soll. "Il Cielo al Culo" - der Himmel im Arsch - heißt das Werk passend zur Weltlage.

Bestimmt sind die als eher behäbig geltende alte Tante Art Cologne  und ihre Heimat nicht die Party-Rakete wie etwa Miami. Dafür ist der Standort andererseits auch nicht abhängig von scheuem Investorengeld und der Modekarawane, die weiterzieht, sobald irgendwo anders der Gratis-Champagner lockt. Allerdings ist die Terminkollision mit der Paris Photo sicher nicht hilfreich im Wettbewerb um internationale Galerien und Sammler.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Cologne
07 - 10.11.2024

Art Cologne
50679 Köln, Hallen 4 - 5, Messeplatz 1
Tel: +49-221 821 32 48
Email: artcologne@koelnmesse.de
http://www.artcologne.de
Öffnungszeiten: täglich 12 - 20 Uhr


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