New stories: Alles Rorschach
Die Ausstellung New Stories versammelt über 30 Arbeiten, vor allem Leinwände, von sechs Künstler*innen mit Richter-Klassen-Bezug. Die wenigsten stellen Nazim Ü Yilmaz (3) und Donya Aalipour (4), mit Abstand die meisten (9) Ina Aloisia Ebenberger. Jeweils (6) zeigen Alfred Bow, Adrian Buschmann und Katarina Spielmann. Obschon Richter in der Künstler:innenliste aufgeführt ist, weist ihm die Werkliste keines der ausgestellten Werke zu. Seine Handschrift zeigt sich - latent - überall, aber mehr als eine entfernte Verwandtschaft zum Richter'schen Werk zeigt nur eine, prominent in der Ausstellung platzierte, Fotocollage (gegenüber der Eingangstür), die Richters The Morning Before the Morning After zitiert (anstecken einer Zigarette am Feuer der Freiheitstatue, im Hintergrund das alte World Trade Center).
Ansonsten steckt viel mehr der jeweiligen Künstler:innen (!) als von Richter in den einzelnen Arbeiten. Zum Beispiel meint man, in den von Schatten heimgesuchten, mit Ameisen ringenden, oder das eigene Spiegelbild betrachtenden Figuren in den Bildern von Ina Aloisia Ebenberger vor allem eines erkennen zu können: die Künstlerin, verpackt in den von ihnen empfangenen (wie im Traum), jedenfalls in ihr resonierenden Szenen.
Allerdings, in solcherlei Bildern von ausgeprägtem allegorischem Charakter ist der Drang doch relativ groß, sie durch eine Interpretation zu bändigen - und es der Künstlerin gleichzutun, die in Bildern einen Widerhall ihrer selbst spürt.
Ein gefährlicher Drang, vielleicht, verleitet er doch dazu, mit Autorität auf die Bilder zu schauen. Ich sehe soundso... und immer nur sich selbst zu sehen, wie im Rorschachtest. Sich dabei aber auch immer wieder nur zu bestätigen.
Vielleicht dem entgegengerichtet, hängen die Bilder teils in Dreiergruppen von drei unterschiedlichen Künstler:innen nebeneinander. Neue Bezüge, neue Nachbarschaften, so kann noch jedes Bild etwas Neues erzählen.
Ein Pol ist am figurativen Ende angesiedelt: Allegorien, wenn auch ohne auf ikonografische Konvention zurückzugreifen. Ein anderer Pol liegt am abstrakten Ende. Das Narrativ muss hier aus den Gegebenheiten des Bildes, und aus der Dynamik malerischer Spuren entstehen. Zwei Bilder von Adrian Buschmann lassen sich am stärksten darauf ein.
Bei all dem - die Richter-Klassen sind keine Dekonstruktivisten. Die Bilder sind narrativ, wenn auch nicht von linearer Struktur und insgesamt von einer gewissen Instabilität (wenn auch nicht ausufernd), aber wenn sie sich mit den eigenen Bedingungen befassen, so wird das nicht explizit gemacht. Manchmal kann man es aber hineinschauen.
19.11 - 21.12.2024
AG18 Gallery
1010 Wien, Annagasse 18
Tel: +43 699 1236 9480
Email: office@ag18.at
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Öffnungszeiten: Mi-Fr 15-19, Sa 11-16 h