Amoako Boafo. Proper Love: Accra Wien Los Angeles
Auf geradezu amerikanische Weise ist die Geschichte von Amoako Boafo eine gute Geschichte, denn es ist eine Erfolgsgeschichte, und der Erfolg war noch dazu unwahrscheinlich, aber genauso auch rechtmäßig, so fühlt es sich an, und hat also eine Portion Schicksalshaftigkeit.
Amoako Boafos Geschichte beginnt in Ghana und führt über Wien in die USA. Es ist eine story of success made in the US. Es ist auch eine Geschichte über den Kunstmarkt. Und es ist eine Geschichte über die Teilung der Welt in Mächtige und Machtlose, Uns und Ihnen, Weiß und Schwarz.
Amoako Boafo studierte in Accra, Ghana, Kunst, und obwohl er dort Preise für figurative und abstrakte Malerei gewann, sah er keine Möglichkeit, in Ghana als Künstler Karriere zu machen. Es fehlten die nötigen Strukturen. Die Wiener Zeit im Anschluss erscheint in der Rückschau als Prüfung. Der Erfahrung von Marginalisierung steht die Entwicklung einer eigenen künstlerischen Handschrift und ein geschärftes Selbstbewusstsein hervor. In Wien kam Boafo mit den Arbeiten von Schiele und Klimt in Berührung (worauf das Belvedere sehr stolz zu sein scheint), hier fand er zu seiner Fingermalerei und hier malte er ein Bild, auf dem geschrieben steht: Why do you only paint black people?
Boafo malt nur Schwarze Menschen und diese an den Wänden des Belvedere hängen zu sehen, muss etwas ungewohntes sein. Die Bilder sind fast durchgehend auf wenige Elemente reduziert. Ihre ganze expressive Kraft ist in Frisur, Haltung, Farbe, Rhythmus und Duktus gelegt. Die Blackness der Dargestellten wird alles andere als versteckt.
2019 entdeckte Kehinde Wiley, der Barack Obama für das Weiße Haus portraitiert hatte, die Bilder Boafos auf Instagram, kaufte einige davon, und überzeugte seine kalifornische Galerie, Roberts Projects, Boafo, ohne je ein Original gesehen zu haben, in Los Angeles auszustellen. Von da an ging die Karriere steil bergauf. Dieser Aufstieg erzählt ein bisschen vom Umgehen der etablierten Strukturen des Kunstmarkts, aber er ist auch innerhalb eines verstärkten Interesses dieses Markts an Kunst Schwarzer Künstler*innen zu verstehen.
Das Belvedere zeigt knapp 50 Arbeiten Boafos, unter denen einige sogenannte Frühwerke sind. Die Dargestellten sind Freunde oder, seltener, er selbst. Viele zeigen sich gelöst, stark, schön. Wenn irgendwo Zweifel, Schwächen sichtbar werden, denn in den frühen Selbstportraits. Hier hat sich einer gefunden. Man hat das Gefühl, ein Teil dessen hat damit zu tun, dass er zu anderen gefunden hat.
25.10.2024 - 12.01.2025
Unteres Belvedere
1030 Wien, Rennweg 6
Tel: +43 1 795 57-200, Fax: +43 1 795 57-121
Email: info@belvedere.at
http://www.belvedere.at
Öffnungszeiten: Täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 21 Uhr