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Hans Bischoffshausen - Zeitlose Erscheinung Radikale Offenheit: Zeitlos offen

Bis vor rund zehn Jahren war das Oeuvre von Hans Bischoffshausen (1927 – 1987) kaum am Kunstmarkt bekannt. Vereinzelt haben Kärntner Institutionen und Sammler Werke angekauft. Im Rahmen der Ausstellung Mehr als Zero - Hans Bischoffshausen (stattgefunden von 08.10.2015 bis 14.02.2016) im Belvedere Wien wurde die erste große Museumsausstellung zu Ehren des Künstlers gezeigt und infolge Interesse für Hans Bischoffshausen geweckt.

Zur gleichen Zeit begann auch die Aufarbeitung des Nachlasses. Mittlerweile gibt es den ersten Band des Werkverzeichnisses (Arbeiten auf Holz und Leinwand 1946 - 1985), der von Charlotte Kreuzmayr erarbeitet und vom Auktionshaus Im Kinsky herausgegeben wurde.

Die aktuelle Aussellung Hans Bischoffshausen – zeitlose Erscheinung radikale Offenheit in der der Stadtgalerie Klagenfurt zeigt einen Überblick der wesentlichen Schaffensperioden und -zyklen. Aus privaten Sammlungen und dem Kunsthandel wurden rund 150 Kunstwerke ausgewählt, die aufzeigen, wie umfangreich der Künstler gearbeitet hat.

Die Anfangsbilder der 1950er Jahre lassen noch an Paul Klee denken, doch Bischoffshausen bricht mit traditionellen Kunstkonzepten, indem er Raum, Materie und Bewegung neu interpretierte und „povere“, in der Kunst unkonventionelle Materialien wie Gips, Holzstücke, Zement und Reis verwendete.

Über das Studium der Architektur an der Technischen Universität in Graz fand Hans Bischoffshausen zur Malerei. Seine Vorbilder in der ersten Schaffungsperiode fand er in der klassischen Moderne bei Pablo Picasso, George Braque und Paul Klee. Diese ebneten ihm den Weg in die gestische Malerei. Lucio Fontana wurde ein enger Freund. Erste Ausstellungen in Italien folgten. In Wien wurde die Galerie Nächst St. Stephan auf ihn aufmerksam und widmete ihm eine Verkaufsausstellung.

Ab dem Ende der 1950er Jahre wurde die Bildoberfläche immer heftiger zur Schaffenswiese des Künstlers. Es entstanden Lochbilder, Verbrennungen und die ersten Kreuzformen. Die Farbpalette reduzierte sich radikal auf weiß, schwarz, gold und silber. Seine Werke wurden zu Kraftfeldern mit Höhungen und Tiefen. Die Fläche wurde durch die Abstraktion zum Raum.

1959 erhielt Hans Bischoffshausen den 1. Joanneums Kunstpreis für zeitgenössische Kunst des Landes Steiermark. Das Preisgeld ermöglichte ihm nach Paris zu reisen und dort schlussendlich mit seiner Familie bis 1971 zu bleiben und zu arbeiten. Der Wunsch, in Paris als Künstler erfolgreich zu werden, wurde ihm nicht erfüllt. Er war zwar bei einigen ZERO-nahen Ausstellungen vertreten, doch leider war ihm kein Durchbruch vergönnt.

Die in Paris entstanden Werke zeugen von unheimlicher Kraft und Ausdrucksstärke und zählen heute zu wichtigen Arbeiten in seinem Schaffen. Die monochromen Werke, die skripturalen Grafiken und auch die Gebetsblätter und -tafeln haben eine unglaubliche starke Ausdrucksform und Erscheinung.

Doch das Leben in Paris wurde immer mehr zum Überleben. „Wir leben wie Clochards, wie Seiltänzer in ziemlich großen Höhen...“, drückte sich Hans Bischoffshausen in seinem Buchwerk Cresyl [1] aus.

Während seiner Zeit in Paris durfte der Künstler mehrere öffentliche Aufträge in Frankreich und Österreich ausführen (LKH Klagenfurt, Berufsschule Villach, Kelag Firmengebäude, etc.). Dies waren wichtige finanzielle Unterstützungen für die Familie.

1971 kam es zur Rückkehr nach Österreich. Die Familie ließ sich in Wien nieder. Leider war der international denkende und tätige Künstler im konservativen Wien nicht willkommen. Er stieß auf Ablehnung und wurde von der Wiener Kunstszene nicht verstanden. Bereits 1972 verließ die Familie die Hauptstadt und übersiedelte in die Kärntner Heimat. Bischoffshausens Gesundheitszustand verschlechterte sich im Lauf der Jahre immer mehr und der künstlerische Erfolg blieb aus. Die Galerie Hildebrand und um diese Käufer, Sammler und Freunde, unterstützten den Künstler und seine Familie.

Als Hans Bischoffshausen 1987 in Villach verstarb war er leider - rückblickend - kein außerordentlich erfolgreicher Künstler. Im Jahr zuvor war ihm zwar eine Professur verliehen wurden, es fanden aber keine bedeutenden Ausstellungen statt und auch das Schaffen war von der Krankheit des Künstlers geprägt. Die Nachfrage war gering bis nicht vorhanden. Der Erfolg stellte sich erst Jahrzehnte nach dem Tod ein.

Arnulf Rohsmann, langjähriger Leiter der Kärntner Landesgalerie, der das Oeuvre Bischoffshausen sehr gut kannte und sich mit ihm wissenschaftlich auseinandersetzte sagte über den Künstler: „Bischoffshausens Werk ist im Kontext der österreichischen Kunst kaum zu diskutieren. Es ist da unikal. Einer hermetischen Szene war es schwer begreiflich“.

Weites gilt es anzumerken, dass Hans Bischoffshausen formell mit der ZERO-Gruppe vergleichbar ist (man sieht die Ähnlichkeiten in vielen Arbeiten), deren Werke Höchstpreise erzielen. Mitglied bei ZERO war er allerdings nie. Die Werke von Bischoffshausen haben einen genaueren verdient, da sie qualitativ höchstrangig sind und mittlerweile auch preislich am Kunstmarkt in eine Richtung tendieren, für die deren Qualität schon lange steht.

Der Kurator Ludwig Riedmann hat in Klagenfurt eine Schau zusammengestellt, die auch in den großen Häusern an den Wirkungsstätten von Hans Bischoffshausen ihren Platz finden kann.

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[1] Hans Bischoffshausen
Cresyl – die Sonne der Armen (Bericht, Paris, 1962)
Wieser Verlag, 1999
ISBN: 978-3-85129-278-7

Mehr Texte von Iris Stöckl

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Hans Bischoffshausen - Zeitlose Erscheinung Radikale Offenheit
27.09.2024 - 12.01.2025

Stadtgalerie Klagenfurt
9020 Klagenfurt, Theatergasse 4
Tel: +43/463/537 5532, Fax: +43/463/593022
Email: office@stadtgalerie.net
http://www.stadtgalerie.net
Öffnungszeiten: Di-So 10-18


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