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Durchleuchtet - Dialog mit der Sammlung: Assoziativ aufgereihte Perlenkette moderner Kunst

Das Fürstentum Liechtenstein verfügt nicht nur über eine Barocksammlung von Weltrang, sondern auch über eine veritable Sammlung die von der klassischen Moderne bis zur gegenwärtigen Kunstproduktion reicht. Seit November 2000 zeigt das Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz neben Wechselausstellungen dialogische Einblicke in diese Sammlung. Die neue Schau "Durchleuchtet" möchte die Bestände "in ganz ungewöhnlichen Konstellationen" zeigen. Der Direktor des Hauses, Friedemann Malsch, bietet einen wirklich überraschenden Parcours, dessen Bestandteile mittlerweile so sicher sein dürften, wie ein Schwarzgeldkonto im Steuerparadies Liechtenstein. Der Crossover über die Stilepochen entspricht einem postmodernen Stilpluralismus. Die Vielfalt verbindet (Liste unvollständig): Barock (Peter Paul Rubens), Impressionismus (William Turner), Expressionismus (Wassily Kandinsky), Dadaismus (Hans Arp), Surrealismus (Max Ernst) , Futurismus (Umberto Boccioni), Existenzialismus (Alberto Giacometti), abstrakte Expressionismus (Willem De Kooning), Installationen der 70er (Jochen Gerz), Pop Art (Andy Warhol), Arte Povera (Mario Merz) und Postmoderne (Gerhard Richter). Im Grunde wird also "alles" abgehandelt - und das assoziativ. Dennoch lohnt sich der Besuch, da der spürbar lustvolle Ritt durch die Kunstgeschichte ja nur ein Angebot ist. Auch die Geschichten und Geschichtchen, die auf den Erläuterungen zu den Werken stehen, sind fast so frei wie beim Brainstorming. Gerade deswegen ermöglichen sie einen unverkrampften Zugang, welcher der Freude am Spiel Rechnung trägt. Nietzsche sagt mit Recht: Im Manne ist ein Kind, und dieses Kind will spielen. Eine kunsthistorische Perle ist "Das Dachauprojekt" (1972) von Jochen Gerz. Wo die Sprache vor dem unfassbare Leid der Konzentrationslager verstummt (Paul Celan), gibt Gerz mit seiner raumfüllenden Installation (aus klassenzimmerartig angeordneten Schreibtischen samt Fotomappen und Lampen) eine gültig gestaltete Antwort auf den Holocaust. Das besondere Steckenpferd des Direktors Friedemann Malsch ist die Arte Povera. Diese schafft laut Museumstext "Sinnbilder des aus ursprünglichen Kräften erwachenden Stroms von Lebenskraft". Deren antike Entsprechung findet sich in einem oberitalienischen Werk von 1520: Apollon musiziert, kommuniziert und pflegt am Parnass die schönen Künste mit seinen neun Musen.
Mehr Texte von Wolfgang Ölz

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Durchleuchtet - Dialog mit der Sammlung
19.03 - 30.05.2004

Kunstmuseum Liechtenstein
9490 Vaduz, Städtle 32
Tel: +42 3-235 03 00, Fax: +42 3-235 03 29
Email: mail@kunstmuseum.li
http://www.kunstmuseum.li
Öffnungszeiten: Di-So 10-17, Do 10-20 h


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