Hier und Jetzt III. Wien Skulptur 2024: Hitparade
Ich denke, vielleicht lässt sich ja ein Vergleich ziehen zwischen der alten Halle, die mal Werkstatt war und jetzt Ausstellungsraum ist, und den künstlerischen Arbeiten, die in die Zehner-, Nuller-, Neunziger-, und sogar Achtzigerjahre datiert sind, aber in einer Ausstellung unter dem Titel Hier und Jetzt III. Wien Skulptur 2024 versammelt sind. Immerhin, sie sind beide immer noch da, im Hier und Jetzt. Der Fairness halber: drei Viertel der Arbeiten sind nach 2020 entstanden. Trotzdem ist von den 19 Künstler*innen mit Wienbezug nur einer unter 30, aber viele jenseits der 50, und bei weitem keine Neuentdeckungen, vielmehr mit langen und gut dokumentierten Künstler:innenkarrieren. Insofern greift Hier und Jetzt III. Wien Skulptur 2024 mehr oder weniger kanonische Positionen auf.
Was hätte es für eine andere Ausstellung werden können, hätte man das Für und Wider kanonisierender Ausstellungen ins Zentrum gestellt, mit all den Positionen und Gegenpositionen und ihren Dogmen und Gegendogmen und Antidogmen und all dem Vorhersehbaren und Überraschenden und Streitbaren und Gemeinplätzen und vielleicht hätte das dem Zustand der Skulptur als der Spiel- und Spiegelfläche menschlicher Beziehungen zueinander und zu Objekten, die sie ist, oder jedenfalls sein kann, besser Rechenschaft getragen. Aber diese andere Ausstellung bleibt in meiner Vorstellung.
Stattdessen flaniert man zwischen den einzelnen Werken, ringstraßengleich, durch die Halle. Hier ein Werk, da ein Werk, dort noch eines. Alle für sich, sich gegenseitig Platz lassend. Gefalle ich dir, gefalle ich nicht? Kennst du mich, erkennst du mich? Siehst du in mir, oder siehst du nichts? Und ja, im einen sieht man, im anderen nichts, das eine gefällt, das andere nicht, jedem das seine nach seinem Geschmack.
Im Einzelnen betrachtet, bringen die Werke durchaus Selbstbewusstsein im Sinne von self-consciousness mit; man ist in Wien, hier ist die Ironie daheim. Gleich zu Beginn schleift sich ein Mannequin im Kreis über den Boden (Simon Lehner). Skulptur 2024: Körper, Ware, Kreis. Dem Voraus geht Leopold Kesslers Antagometer (1-123) (2021), und der Einsatz von Skulptur als agent provocateur. Im besten Fall zieht man aus den Videoaufnahmen von Menschen, die den vom Künstler im Stadtraum platzierten Sack boxen keinen soziologischen Wert, sondern erfreut sich bar jeder Reflektion eines Objekts, das Menschen etwas tun lässt. Skulptur kann... Zu den guilty pleasures gehörte ein weißes Quartett an Gipsgüssen von Anne Schneider, die im Nachhinein als Paraphrase der Skulpturgeschichte erscheint (im weitesten mit zwei Dingen beschäftigt: der Abbildung des menschlichen Körpers und der Relation zum Sockel, also der In-Raum-Setzung von Ersteren). Skulptur ist...
Damit nimmt die dreiteilige Ausstellungsserie im Neuen Kunstverein Wien ein Ende. Eine weitere Ausstellung hat ihre Spuren hinterlassen, etwas hat sich abgesetzt, es soll ein Werkband erscheinen, ein Standardwerk.
11.09.2024 - 31.03.2025
Neuer Kunstverein Wien
1030 Wien, Rennweg 110-116
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