Lichtklänge und Zeitmessungen
Ein Rundgang durch die Festspielausstellungen in Salzburger Galerien
Kreise und Klänge
Als Lichtmalerei bezeichnet Robert Schaberl jene Kreise, die er auf quadratische Leinwände setzt welche aktuell von der Galerie L.art gezeigt werden. Aus vielen dünn lasierten Schichten baut Schaberl unter dem Einsatz von Interferenzpigmenten ein fast unendlich wirkendes Farbfeld auf, das durch die Bewegung der Betracher:innen vor den Bildern aktiviert wird. Je nach Blickwinkel wechseln die Kreise von grün schimmernd in ein weiches Orange, eine seitlich betrachtet grau-schwarze Zentralform entwickelt ei Farbspektrum von Auberginetönen zu Blauschattierungen. Manche Farbfelder scheinen vor der Leinwand zu schweben, andere erzeugen eine regelrechte Sogwirkung zur Bildmitte. Ergänzt werden die Arbeiten um Zentralformen in Gold- und Silberfolie. Hier erhalten die Edelmetalle zusätzlichen Glanz und Struktur durch feine Kratzungen in der Oberfläche. Im zweiten Raum der Galerie geht es ebenso farbenfroh und abstrakt zu. Die in China geborene Malerin Yun Wang kam nach Wien um Operngesang zu studieren, wechselte dann aber zu Daniel Richter in die Klasse „Erweiterter malerischer Raum“ an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre farbintensiven aktuellen Arbeiten haben für Yun Wang immer einen Bezug zur Musik. Sie vergleicht ihre Bildkompositionen mit einem Konzert das keiner festgelegten Partitur folgt. Im Hof und den vorderen Räumen zeigt die Galerie noch Skulpturen von Judith Wagner und Manfred Wakolbinger.
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⤇ L.art Galerie
Yun Wang, Robert Schaberl
bis 21.09.2024
Judith Wagner, Manfred Wakolbinger
bis 01.11.2024
Masterpieces
In der Getreidegasse hat die Galerie Reinisch Contemporary zum siebenten Mal ihre temporären Räume zur Festspielzeit geöffnet. Das Angebot ist breit gefächert und darauf ausgelegt, dem kunstaffinen Publikum die Auswahl nach eigenem Gusto zu ermöglichen. Im Rahmen der Ausstellung hat die Galerie Philipp Hochmair, der dieses Jahr den Jedermann am Domplatz spielt, zu einem Abend mit Gedichten von Friedrich Schiller geladen. ⤇ Die Ausstellungskritik mit Video dieses Abends finden Sie hier.
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⤇ Reinisch Contemporary
Masterpieces of Art VII
bis 25.08.2024
Zeitvermessungen
Kunstbetrachtung braucht vor allem eines: Zeit. Der 1961 in Salzburg geborene Künstler Christian Ecker macht sich in der Galerie Fünfzigzwanzig Gedanken über den Umgang mit der Zeit in unserer Hochleistungsgesellschaft. Er hat dafür einen „Zeitmaßstab“ entworfen, der in Form eines Zollstabes die Zeit in 24 mal 60 Einheiten teilt. Ecker fordert dazu auf, sich diese nicht verrinnende Zeit zu nehmen um sich damit mehr Zeit zu verschaffen. Mit einem Augenzwinkern bietet er in der Ausstellung einen „Zeitpolster“ an oder stellt allen die in „Zeitnot“ sind, den Zeitmaßstab als Notfall-Kit in gelbem Kasten zur Verfügung. Auf seinen Bildern versucht er, die Vergänglichkeit in einer Zeitschleife zu bannen oder er biegt die Stäbe zu einem Gewölbe, das sich dreidimensional erfahren lässt. Die Zeitmaßstäbe formen sich zu „Zeichen der Zeit“ an der Wand oder schlingen sich um den Kopf des Künstlers im fotografischen Selbstporträt. Christian Ecker bietet in seiner Ausstellung die Möglichkeit, aus dem allgemeinen Zeitfluss herauszutreten um sich eine spielerische wie nachdenkliche Auszeit zu gönnen.
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⤇ Fünfzigzwanzig
Christian Ecker - Looping Time
bis 11.10.2024
Form und Volumen
Die Galerie Thaddaeus Ropac widmet die Hauptausstellung in der Villa Kast am Mirabellplatz nach dem Zyklus „Für Walther von der Vogelweide“ im Jahr 2020 (⤇ siehe das artmagazine Interview dazu) diesmal Anselm Kiefers neuestem Zyklus „Mein Rhein“. In der „Halle“, dem Ausstellungsraum und Lager der Galerie sind noch bis Ende August Skulpturen des in Österreich bisher noch nie gezeigten Bildhauers Hans Josephsohn (1920 – 2012) zu sehen. Der damals zu Deutschland gehörenden Königsberg (heute Kaliningrad) in eine jüdische Familie geborene Künstler, konnte nach Besuch der dortigen Grundschule und des Gymnasiums in Florenz ein Kunststudium beginnen. 1938 gelang ihm die Flucht in die Schweiz, wo er Schüler des Bildhauers Otto Müller wurde. 1964 erhielt er schließlich die Schweizer Staatsbürgerschaft. Ausgehend von der menschlichen Figur, die für sein Frühwerk bestimmend war, entwickelte Josephsohn eine eigenständige Formensprache, die sich nie ganz vom Figürlichen löste. Oberflächen und Volumina erlangten in der weiteren Entwicklung seines Werks zunehmend an Bedeutung. Josephsohn konstruierte seine Skulpturen fast ausschließlich in Gips, bevor sie in Bronze gegossen wurden. Die Oberflächen sind rau, einzelne Brocken scheinen wie zufällig platziert, die Spuren der Hände des Künstlers bleiben sichtbar. Die menschlichen Proportionen treten in den 2000er Jahren zunehmend in den Hintergrund. Josephson war auf der Suche nach universelleren allgemein gültigen Formen. Die Skulpturen strahlen eine große Ruhe aus, fordern auf zum Innehalten und stillen Betrachten.
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⤇ Ropac Halle
Hans Josephsohn
bis 31.08.2024