Österreichischer Kunstpreis 2024 – Die Preisträger:innen
Die mit jeweils 20.000 Euro dotierten Preise gehen heuer an acht Künstler:innen, ein Architekten-Duo und ein Kollektiv.
Die Preisträger:innen sind:
* Ingrid Wiener (Bildende Kunst)
* Marina Faust (Künstlerische Fotografie)
* Ursula Endlicher (Medienkunst)
Preisträger:innen in weiteren Kunstsparten:
* Doris Uhlich (Darstellende Kunst)
* Karin Berger (Filmkunst)
* Helga Bansch (Kinder- und Jugendliteratur)
* Robert Schindel (Literatur)
* Patricia Kopatchinskaja (Musik)
* ARGEkultur Salzburg (Kulturinitiativen)
* Heidi Pretterhofer/Michael Rieper (Hans-Hollein-Kunstpreis für Architektur)
Ingrid Wiener (Bildende Kunst)
Ingrid Wiener widmet sich seit Jahrzehnten der Kunst der Gobelin-Herstellung und kreiert Werke in verschiedenen Formaten, oft unter Einsatz eines mobilen Webrahmens. In ihren detailreichen Arbeiten vereint sie Elemente der Fotografie, Malerei und Collage. Gemeinsam mit den Künstler:innen VALIE EXPORT und Dieter Roth schuf sie zahlreiche Werke; mit ihrem Ehemann, dem Künstler Oswald Wiener, lebte sie mehrere Jahre in Berlin und Kanada. Ingrid Wiener konzentriert sich in ihrer Kunst auf das Wechselspiel der Wahrnehmung. Sie webt das, was sie durch die Kettfäden ihres Webstuhls sieht, wodurch kaleidoskopartige Fragmente und überraschende gegenständliche sowie räumliche Perspektiven entstehen. Dieses Konzept setzt sie bis heute fort, indem sie am Webstuhl gleich einer Partitur arbeitet. Ihre Motive findet sie im Alltag, den sie wie Tagebucheintragungen dokumentiert. Die Jury
erkennt in Ingrid Wiener eine visionäre Beobachterin, die das Textile und das Handwerk auf zeitgenössische Weise neu interpretiert und damit das Medium, das Material und die Bildfindung transformiert.
Texte zu/über Ingrid Wiener im artmagazine
⤇ Weben was da ist
⤇ Spot on Ingrid
⤇ Des Polarforschers Kleidung
Marina Faust (Künstlerische Fotografie)
Die Künstlerin Marina Faust hat ein umfassendes und kontinuierlich weiterentwickeltes Werk geschaffen, das nun geehrt wird. Nach einer klassischen Ausbildung an der Grafischen begann sie in den 1980er-Jahren, experimentelle Wege in der Fotografie zu erkunden. Ihr Werk ist geprägt von der Vorstellung der fotografischen Geste des Sehens und Zeigens sowie dem Verhältnis zwischen Bild und Betrachter:in. Die Fotografie bildet die Basis ihrer Arbeit, von der aus sie neue Präsentationsformen entwickelte. Faust arbeitet collagenhaft mit Materialien und Bildern und schafft performative Installationen, die veränderte Sichtweisen ermöglichen. Ihre spielerische und präzise Erweiterung des Mediums Fotografie macht ihr Werk einzigartig.
Texte zu/über Marina Faust im artmagazine
⤇ 17. Otto-Breicha-Preis für Fotokunst geht an Marina Faust
Ursula Endlicher – (Medienkunst)
Ursula Endlicher, eine in Österreich aufgewachsene und in New York ansässige Künstlerin, zählt zu den Pionierinnen der internationalen digitalen Kunstszene. Ihre Werke vereinen Netzkunst, Augmented Reality, Künstliche Intelligenz, Installation, Performance und Ökologie.
In den 1990er Jahren fand Endlicher bei amerikanischen Initiativen wie Turbulence.org, The Thing und der Postmasters Gallery einen Kontext für ihre frühen hybriden Netzkunstwerke. Sie entwickelte einen einzigartigen Stil, der einen Dialog zwischen digitaler und analoger Welt schafft, indem sie algorithmische Regelwerke aus dem Internet auf Abläufe im physischen Raum überträgt. So entstehen überraschende und oft humorvolle Perspektiven auf beide Welten, die die oft unsichtbaren strukturellen Komponenten des Internets offenlegen. Echtzeitdaten, Code und Interfaces sind zugleich Thema und Material, wobei ihr ästhetischer Ansatz durch scharfen Humor geprägt ist, der zur Provokation und Partizipation anregt.
In ihren neueren Arbeiten, wie "The HTMLgardeness - Sowing HTML but Harvesting AI", nutzt Endlicher Augmented Reality, Choreographie und geteilte Mahlzeiten, um Umweltkritik zu formulieren. Durch das Scannen der Rinde eines Baumes – ein „natürlicher QR-Code“ – werden bei Spaziergängen bauminspirierte und sonst verborgene Tänze der HTMLgardeness enthüllt.