Werbung
,

Alfred Klinkan - Keine schiachen Bilder: Der offene Schirm

Das Heft 2/1986 von "art" war dem "Kunst-Wunder von Wien" gewidmet. All die Heroinnen und Heroen, die für dieses Wunder sorgten, bekommen darin ihre Vierfarbabbildung. Hubert Schmalix ist mit einer Doppelseite vertreten, Valie Export ebenso. Heimo Zobernig und Franz West hatten sich demgegenüber ins Briefmarkenformat zu verfügen. Ebenfalls eine Doppelseite wert war der Zeitschrift dafür das Entree von Alfred Klinkan. Auf dem Foto sitzt Klinkan in einer Art Gartenszenerie, mit Campingtisch, Aufklappsessel und offenem, den Geist der Sixties atmendem Sonnenschirm. Im Hintergrund lehnen Malereien, und man merkt, dass der freundliche Sommertag im Atelier stattfindet. Das Idyll ist ein falsches, gerade weil alles so bunt leuchtet und so gut zusammenpasst. Es passt übrigens viel besser zusammen, als es bei Erwin Wurm oder Peter Kogler, die auch in dem Heft mitmachen, stimmt, deren Inszenierung noch allzu frühreif oder unreif, allzu forciert und genialisch daherkommt. Klinkan dagegen, damals 36jährig, legte einen Auftritt hin, der ganz offenbar zu stimmen schien. Acht Jahre später war Klinkan tot, und er wurde gehandelt als einer, bei dem es beim Talent geblieben war. Vielleicht war die Zeit zu postmodern, und die alte Geste des Frühvollendeten, mit der man Schiele noch die Türen einrennen ließ, hatte nicht mehr gezogen. Vielleicht war Klinkan zu oft weg, in Antwerpen um 1980 und dann in Bayern seit Mitte der Achtziger, so dass ihm das nationale Kolorit abhanden kam, das man seinerzeit nicht nur in "art" schätzte. Vielleicht lag es auch an der betonten Naivität seiner Arbeiten, dass man das Konzeptuelle nicht mehr wahrnahm, als es um das Neo-Konzeptuelle ging. Und vielleicht stand sich Alfred Klinkan einfach zu oft selbst im Weg, als es darauf ankam, einen Habitus zu liefern und nicht nur Bilder. Jetzt haben das Benediktinerstift Admont und seine Kunstabteilung das beste getan, was sie konnten. Sie haben aus dem Nachlass Klinkan immerhin gleich 25 Werke erworben, haben sie mit 15 Leihgaben angereichert und zu einer Ausstellung gefügt. Mit dieser veritablen Retrospektive feiert man den glücklichen Abschluss des ambitionierten Projekts einer umfassenden musealen Selbst-Präsentation. Dass Klinkan dabei mit musealisiert wird, mag seinem Nachruhm helfen.
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Alfred Klinkan - Keine schiachen Bilder
02.05 - 10.06.2004

Museum Stift Admont
8911 Admont, Admont 1
Tel: +43 3613 23 12-601, Fax: +43 3613 23 12-610
Email: kultur@stiftadmont.at
http://www.stiftadmont.at


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: