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Sweet Sixteen: (Un)happy birthday

Dieses Jahr durften bei der EU-Wahl erstmals auch 16jährige wählen, doch dieses ist wohl nicht der Grund, warum die Galerie Capitain Petzel heuer ihren recht krummen 16jährigen Geburtstag feiert. Vielmehr liegt es wohl daran, dass die Begriffe Accrochage und Sommerausstellung längst einen faden Beigeschmack besitzen. Doch diesen semantischen Trick hat diese Gruppenausstellung gar nicht nötig, denn die Schau ist durchaus sehenswert.

Auf dem ersten Blick schon fällt auf, dass „Sweet Sixteen“ nahezu sämtliche Optionen einer werkbasierten Kunst präsentiert: Da gibt es abstrakte Malerei (Amy Sillman) ebenso wie gegenständliche Bilder (Sean Landers), Skulpturen (Monika Sosnowska) genauso wie konzeptuelle Arbeiten (Christopher Williams). Auch ein Film (Robert Longo) ist da selbstverständlich zu sehen, außerdem Fotografie (Peter Piller) sowie ein Neonstück (Yael Bartana). Und Maria Lassnig mit ihren Zeichnungen schließlich wird da als „historische Position“ (Pressetext) präsentiert.

Yael Bartana stellt hier das Modell „Light to the Nations – Generation Ship“, 2014, vor, also eine stark verkleinerte Fassung ihres Raumschiffes, das sie derzeit im Deutschen Pavillon auf der Venedig Biennale zeigt. Das Prinzip dieses Raumschiffes ist, wenn man so will, eine postmoderne Version der Arche Noah, und soll das Überleben der Menschheit, die sich auf der Erde in eine (Klima)Katastrophe hineinmanövriert hat, im All sichern.

Apokalyptische Töne schlägt auch Robert Longo in seinem Film „Untitled (Sea of Change. An Hommage to Winslow Homer)“, 2022, an. Immer wiederkehrend sind da bedrohlich wirkende Wellen zu sehen, die auf eine anonyme Küste treffen. Unterlegt wird dieser schwarz-weiße Loop mit einer Soundcollage, die sich zum Beispiel aus den Geräuschen einstürzender Häuser und desaströser Erdbeben zusammensetzt - erste und zweite Natur werden vom US-amerikanischen Künstler so untrennbar als Momente des alptraumhaften Schreckens in Szene gesetzt.

Scheinbar idyllisch geht es dagegen in Sean Landers Gemälde „Yellow Dog of Down“, 2023, zu. Ein Hund schippert da einsam, etwa melancholisch auf einem kleinen Holzboot über die See. Und iim Hintergrund des Bildes ziehen bereits, Unheil verkündend, dunkle Wolken über der noch ruhigen See auf …. 

Diese Geburtstagsfeier ist also alles andere als nur ein frohes Fest – und eben deswegen sehenswert.

Mehr Texte von Raimar Stange

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Sweet Sixteen
07.06 - 03.08.2024

Capitain Petzel
10178 Berlin, Karl-Marx-Allee 45
Tel: +49 30 2408 8130, Fax: +49 30 2408 81318
Email: info@capitainpetzel.de
http://www.capitainpetzel.de
Öffnungszeiten: Tuesday – Saturday
11 am – 6 pm


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