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Susan Philipsz: Nach eigenem Vermessen

Durch die mit einem Keil zur Hälfte offen gehaltenen Tür dringt noch ein Rest des Straßenlärms in die Dissonanz von Susan Philipz Installation „Sound Mirrors“. Der Raum bildet einen Übergang zwischen der übervollen Alltäglichkeit der Wiener Straßen und der kahlen Ehrlichkeit in Philipz‘ Werk. Fast hat man das Gefühl, ein Teil zu werden der Schwingungen des Klangs und der Schwingungen im Raum. Ihr Film „Returning“ beispielsweise zeigt das Denkmal am Todesort Liebknechts. Der Fokus liegt aber auf den Vorübergehenden, die manchmal verweilen, die Inschrift lesen, oder dem Ort auch keinerlei Beachtung schenken. Das Publikum, der Voyeur, kauert wie der Mörder selbst hinter der Kamera. Die Rollen, die man bei der Rezeption Philipz Arbeit einnimmt, sind nicht immer angenehm - aber das ist genau der Punkt.

In den betonkalten Räumlichkeiten wird einem die eigene Rolle sehr bewusst, im Bezug zum Werk und im Bezug zur eigenen Vergangenheit (und Gegenwart). Wie arbeiten wir Geschichte auf?
Der Franz-Josefs-Kai 3, nur einen Katzensprung vom jüdisch-orthodoxen Czerninviertel entfernt, ist der perfekte Raum für diese Arbeiten, die sich stark mit unserer nationalsozialistischen Vergangenheit beschäftigen. Der historische Kontext des Ortes unterstreicht erst die Selbstwahrnehmung, die uns Philipz buchstäblich aufs Auge drückt - und das, so nebenbei, völlig zu Recht. Den Raum mit Bildern und die Zeit mit Klang vermessend, hinterfragt man die eigenen (Täter-)Rollen.

Wie oft heißt es, nie wäre es so wichtig wie jetzt, doch ich denke, jetzt ist der Zeitpunkt um genau diese Dinge zu hinterfragen; Selbst wenn ich selbst keine Schuld an der Vergangenheit trage, habe ich Verantwortung für die Zukunft.

Mehr Texte von Veronika Metzger

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Susan Philipsz
26.06 - 15.09.2024

FJK3 – Raum für zeitgenössische Kunst
1010 Wien, Franz Josefs Kai 3
Email: office@franzjosefskai3.com
http://www.franzjosefskai3.com
Öffnungszeiten: Mi-So 12-18, Fr 12-20 h


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