Werbung
,

Rembrandt: Rembrandt als Moderner

Caravaggio war der Modernste vor der Moderne. Er war es als Typ, als "Peintre Maudit", wie Gustave Courbet das dann nennen wird, als jene Sorte Mensch, die ein Sozialfall wäre, würde sie nicht als Künstler durchgehen. Bei Rembrandt verhält es sich andersherum. Als Zeitgenosse war er von einigen Unpässlichkeiten wie einem Konkurs abgesehen durchaus erträglich, dafür hat sein Oeuvre allerhand für sich. Es ist das modernste vor der Moderne. Das Prinzip des Klassiker Abgrasens, wie es die Albertina unermüdlich pflegt, ist einer solchen Modernität sehr wohlgesonnen. Tatsächlich tut die Ausstellung alles, um Rembrandt ins rechte, das heißt realistische Licht zu rücken. Es wird der Menschenschilderer gezeigt, dessen Spezialität die Überzeichung des Physiognomischen ist, jener Hang zum allzu Deutlichen, in dem sich die Unmöglichkeit präsentiert, das Innenleben und die Außensicht parallel zu führen. Gerade in den Selbstporträts mit ihren Schmollmündern und Augenbrauenkitzeln zeigt sich der Meister als Virtuose der Verstellung. Es wird der Interieur- und Landschaftsgestalter gezeigt, der das Häßliche geradezu sucht und eine Wirklichkeit vorführt, in der nichts anderes drin ist, als was auf ihr drauf ist. Rembrandt als Moderner. Seine Weisen der Weltaneignung, so stellt es sich in 180 Exponaten dar, exerzieren schon durch, was später "ungeschminkt" heissen wird, "ehrlich" oder gar "authentisch". Allein die Realität seines Holland verhindert, dass er vollends als Maler des modernen Lebens durchgeht. Apropos Maler. Nach den 16 Gemälden, mit denen Dürer vor Jahresfrist vorstellig werden durfte, sind es diesmal schon deren dreißig, und die Albertina wird schwerlich zu bremsen sein auf ihrem Weg zur Pinakothek. Andererseits sind es hier tatsächlich die Gemälde, die der Schau ihr Flair geben. Und es liegt an den Gemälden, Rembrandt doch wieder in sein, das barocke, Zeitalter zu rücken. Bei ihm sind die Grafiken eindeutig avancierter als die Malereien. Und das Spätwerk ist ebenso eindeutig avancierter als das Frühwerk. Bei den tatsächlich Modernen wird es dann jeweils umgekehrt sein.
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Rembrandt
26.03 - 27.06.2004

Albertina
1010 Wien, Albertinaplatz 1
Tel: +43 1 534 83 -0, Fax: +43 1 533 76 97
Email: info@albertina.at
http://www.albertina.at
Öffnungszeiten: Tägl. 10-18h, Mi 10-21 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: