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Ilya Kabakow 1933 - 2023

Begründer einer Neuen russischen Avantgarde

Als ich Ilya Kabakow (* 1933 in Dnjepropetrovsk/ UdSSR) das erste Mal in New York traf, hatte er seine Untergrundarbeit zwischen den 1960er bis 1980er Jahren in der inoffiziellen Künstlergruppe der Moskauer Konzeptualisten gerade aufgegeben. Nach einem Stipendium des Grazer Kunstvereins (1987) und ein Jahr später durch seine Emigration in den Westen lebte und arbeitete der Künstler in Amerika und gehörte seither zu den Global Players einer sich internationalisierenden Kunstszene.

Damals, wie auch zuletzt, waren seine Installationen in erster Linie als Museen aufgebaut, die eine andere Geschichte erzählten als die der öffentlichen Museen. Seine 1988 legendäre Ausstellung „Zehn Persönlichkeiten“ bei Ronald Feldman in New York nahm bereits seine lebenslange künstlerische Beschäftigung vorweg. Im gesamten Raum der Installation entstand eine durchschnittliche sowjetische Kommunalwohnung, in der ihre früheren Bewohner ihren Müll zurückgelassen hatten. So unterschied sich bei Kabakow das Museum nicht wesentlich von einer Müllhalde als Analogie einer untergegangenen sowjetischen Zivilisation.

Das Werkschaffen Kabakows unter dem Aspekt des Dialogischen machte stets die Zusammenhänge seiner Konzeptkunst mit Hilfe seiner zuvor offiziellen Tätigkeit als erfolgreicher Kinderbuchillustrator in der Sowjetunion und unter Zuhilfenahme von Intertextualität und einer jüdischen Kommentierungspraxis sichtbar. Kabakows Werkauffassung war immer auch eine Inszenierung eigener erduldeter Widrigkeiten in der sowjetischen Wirklichkeit, die sich mahnend auf die Nachwelt gerichtet in seiner Kunst darstellt. Eine historische Vergewisserung quasi als ein essentielles Gedenken. Es sollte nichts verloren gehen. Die Kunst Kabakows war ein Bollwerk gegen das Vergessen und diente dadurch immer auch der Ich-Werdung als wesentliche Bereicherung des eigenen Daseins.

Ilya Kabakow verstarb am Pfingstwochenende im Alter von 89 Jahren und hinterlässt seine Frau Emilia Kabakow (geb. Lekach), die er 1992 heiratete und mit der er als Künstlerpaar arbeitete.

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Abbildung: © 2019 Ilya & Emilia Kabakow

Mehr Texte von Sebastian C. Strenger

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