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Indigo Waves And Other Stories: Re-Navigating The Afrasian Sea And Notions Of Diaspora: Wellen schlagen

„Die Ausstellung „Indigo Waves and Other Stories“ beleuchtet in mehreren Kapiteln die historischen, kulturellen und sprachlichen Verbindungen zwischen dem afrikanischen und asiatischen Kontinent“, verspricht der Begleittext zu diesem klug von Natasha Ginwala und Bonaventure Soh Bejeng Ndikung kuratierten Projekt. Dazu haben die beiden nicht nur Künstler:innen aus der bildenden Kunst, sondern auch aus Film, Musik und Literatur eingeladen, mit ihren Arbeiten nicht zuletzt über „die Vorstellung von Diaspora und kultureller Zugehörigkeit zu reflektieren“. Dazu setzen nicht nur die Künstler:inen dieses Ausstellungsprojekts, welches das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, immer wieder den Indischen Ozean mit seiner zweischneidigen Qualität der Trennens und Verbindens - beides nicht zuletzt im Form eines kolonialen Handelsimperialismus - in den Fokus ihrer hier präsentierten Artefakte.

So thematisiert im Gropius Bau zum Beispiel Oscar Murillos Gemäldeserie „surge (social cataracts)“, seit 2019, die Erfahrung des Meeres unter Bedingungen der Diaspora. Die an die Ästhetik von Claude Monets „Seerosen“ anspielenden Bilder sind nämlich Hybride in gleich mehrerer Hinsicht. Vor allem oszillieren sie zwischen eurozentrischer Kunst, die für den kolumbianischen, jetzt in London lebenden Künstler Oscar Murillo alles andere als eine „eigene“ ist, mit „authentischen“ Erfahrungen von Wasser, die den schillernd-gebrochenen Oberflächen der Gemälde ablesbar sind. Und auch der vermeintliche Gegensatz von Kultur und Natur wird in „surge (social cataracts)“ in Frage gestellt. „Westlicher“ Kultur zitiert auch Köken Ergun in seinem Film „China, Beijing I Love You!“, 2023, der von dem Abbau wertvoller Bodenschätze wie Nickel und Kobalt auf Inseln im Indischen Ozean und den Arbeitsbedingungen bei deren Aufbereitung erzählt – und sich dabei spannungsreich der ach so poppigen Form des Comicfilms bedient. 

Selbstverständlich aber zeigt „Indigo Waves and Other Stories“ auch, gleichsam in dialektischer Opposition, Arbeiten, die explizit in der Tradition afroasiatischer Ästhetik stehen. Im Weddinger Kunstraum SAVVY Contemporary ist etwa die Installation „Traveller’s Tales (Blueprints), 2014, von Lavanya Mani zu sehen. Episoden der kolonialen Schifffahrt werden hier in vielschichtigen Narrationen vorgestellt, und zwar auf drei an Segel erinnernde, im Raum stehende Planen, die in traditionellen indischen Textiltechniken, wie etwa dem Kalamkari, hergestellt wurden. Genauer: gewebt und bemalt mit den Händen der Künstlerin. Handarbeit versus Kopfarbeit, wenn man so will: indigenes gegen logozentrisches Erfahren, wird dann auch inhaltlich in den Zeichnungen auf diesen TEXTilen Planen des öfteren verhandelt. „Mit der Hand denken“, so beschreibt es die Künstlerin selbst. Signifikant auch, dass besagte Maltechnik des Kalamkari eine bisher von Männern dominierte Kunsthandwerkstechnik war, die sich die Autodidaktin Lavanya Mani hier selbstbewusst in nun eben nicht mehr entfremdeter Arbeit angeeignet hat.

Last but not least: „Indigo Waves and Other Stories“ macht neugierig auf die Ausstellungen, die ihr Cokurator Bonaventure Soh Bejeng Ndikung ab Sommer dann als Direktor im Berliner Haus der Kulturen der Welt verantworten wird.

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Die Ausstellung im Savvy Contemporary endet bereits am 4.6.2023

Mehr Texte von Raimar Stange

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Indigo Waves And Other Stories: Re-Navigating The Afrasian Sea And Notions Of Diaspora
06.04 - 13.08.2023

Gropius Bau
10963 Berlin, Niederkirchnerstr. 7
Tel: +49 30 25486-0, Fax: +49 30 25486-107
Email: post@gropiusbau.de
http://www.gropiusbau.de
Öffnungszeiten: Mi-Mo 10-20 h

Savvy Contemporary
13347 Berlin, Reinickendorfer Straße 17
http://www.savvy-contemporary.com/


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