Werbung
,

ARCO 2023: Niederschwelliges Sammlervirus

Die Arco habe vor rund 30 Jahren seine Leidenschaft für Kunst entfacht, erzählt Kamel Mennour. Damals studierte er Wirtschaft, und an eine Karriere als Galerist war noch nicht zu denken. Heute gehört der Pariser zu den wichtigsten Protagonisten seiner Branche. Als Aussteller ist er tatsächlich zum ersten Mal dabei - und begeistert. Die Messe macht es ihm allerdings auch leicht.

Er stellt in der dem Mittelmeerraum gewidmeten Sektion "El Mediterráneo: Un Mar Redondo" aus. Die griechische Kuratorin Marina Fokidis hat 19 Positionen ausgewählt, die mit den unterschiedlichen Kulturen rund um das Mittelmeer zusammenhängen. Die gemeinsame Plattform innerhalb der Messe verzichtet auf die klassische Kojenarchitektur und setzt an ihre Stelle eine Art Agora, um die sich die verschiedenen Präsentationen offen gruppieren. Die Sektion ist komplett gesponsert. Viele der Aussteller wären drauf wohl nicht unbedingt angewiesen, über die Hälfte von ihnen nimmt auch an der Art Basel teil. Doch ermöglicht ihnen der Wegfall der Standgebühren, ihren Auftritt mehr von der inhaltlichen Seite zu konzipieren als von der betriebswirtschaftlichen. Mennour plant jedoch so oder so, nächstes Jahr wiederzukommen - am ersten Tag hatte er schon Besuch von den Museumsgruppen des Centre Pompidou und der Tate.

Das Einladungsprogramm der Arco sucht auch nach wie vor seinesgleichen. Zweimal soll die Messe ihr VIP-Budget erhöht haben, weil sie so viele Zusagen hatte. Das ist dem Publikumszuspruch anzumerken. Vor allem die Rückkehr der Lateinamerikaner ist Thomas Krinzinger aus Wien aufgefallen. Die Stimmung sei unter den Kollegen sei deutlich besser als in den Vorjahren. Für ihn sei die Messe ebenfalls gut angelaufen. Unter anderem konnte er ein größeres Format von Secundino Hernandez für 120.000 Euro netto in die USA vermitteln.

Nach einer längeren Pause ist Soy Capitan aus Berlin seit letztem Jahr wieder in Madrid und Inhaberin Heike Tosun fragt sich, warum sie überhaupt ausgesetzt habe. Der Kontakt zu ihren alten Kunden existiere zwar noch, doch verkauft habe sie heuer ausschließlich an neue Kunden, nicht nur Spanier übrigens. Eine große Arbeit von Grace Weaver sei für 50.000 US-Dollar netto nach Asien gegangen. Mangelnde Nachfrage ist bei der 1989 geborenen New Yorkerin, mit der Tosun bereits seit 2015 arbeitet, nicht das Problem. Im Gegenteil geht es bei ihr eher darum, die Preise niedrig zu halten, weil die Künstlerin neuerdings auch von Max Hetzler vertreten wird. Wer also in Paris (Hetzler) oder New York (James Cohan) nicht zum Zuge kommt, kann in Madrid fündig werden.

Was die spanische Messe nicht zuletzt auszeichnet, ist ihre Niederschwelligkeit, die in ihrer DNA liegt. Zwar liegen zwischen heute und den Zeiten von einer Viertelmillion Besuchern eine Pandemie, eine Schulden- und eine Finanzkrise. Doch einiges an Volksnähe hat sich die Arco bewahrt. So gibt es am Stand des Institut d'Estudis baleàrics signierte Fotodrucke der Strandmüll-Skulpturen (1.300-1.800 Euro) von Julià Panadès in einer open edition für 50 Euro. Auf der Arco ist es sehr einfach, sich das Sammlervirus zu fangen.

Mehr Texte von Stefan Kobel

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

ARCO 2023
22 - 26.02.2023

ARCO
28042 Madrid, Parque de Juan Carlos 1
http://www.arco.ifema.es


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: