Artefiera Bologna: Drei aus 140

Es ist ein weiter Weg von Bologna in die Welt. Artefiera, die älteste Messe für moderne und zeitgenössische Kunst Italiens, möchte unbedingt wieder dort hin, wo sie einmal war. Nach einem langen Niedergang hat die 1974 gegründete Veranstaltung mit dem Kurator und ehemaligem Journalisten Simone Menegoi als künstlerischem Leiter und dem Sammler und ehemaligen Industriemanager Enea Righi als geschäftsführendem Direktor ein kongeniales Führungsduo gefunden, das vor einer nicht ganz leichten Aufgabe steht.

Rund 140 Galerien nehmen an der Messe teil, und abgesehen von Filialisten wie der Galleria Continua, die tatsächlich mit allen acht Standorten im Messeprogramm geführt wird, sind exakt drei ausländische Galerien dabei, darunter Michaela Stock aus Wien. Sie hat gleich einen ganzen Schwung von Perfomance-basierten Videoarbeiten in der Tradition von Marina Abramovic mitgebracht. Damit hat sie hier quasi ein Heimspiel. Zudem ist ihr Künstler Slaven Tolj mit seiner Performance "Craquelure. Pavo and me" im Palazzo d'Accursio Teil des alljährlich parallel zur Messe laufenden Festivals ART CITY Bologna, das von Lorenzo Balbi geleitet wird.

Diese Einbindung der Stadt und der Institutionen macht die Artefiera ausgesprochen populär, was sich regelmäßig in den Besucherzahlen am Wochenende ablesen lässt. Doch Publikumszuspruch allein führt noch nicht zu Umsätzen für die Galerien. Dessen sind sich die beiden Leiter bewusst, die sich jetzt wieder ernsthafter um Sammler:innen von nördlich der Alpen bemühen. Das VIP-Programm für sie hat einiges zu bieten, denn die Privatsammlungen und Stiftungen in Norditalien sind bekanntlich hochkarätig und zahlreich.

Der Fokus der Messe liegt allerdings ganz eindeutig auf Italien, sowohl beim Angebot, als auch der Nachfrage. Die Galerien bestätigen unisono, dass Bologna der Marktplatz in Italien sei, mit dem man Sammler aus Mittel- und Süditalien erreiche. Viele von ihnen würde man nicht in Mailand oder Turin sehen, wo mit Miart und Artissima die größten Konkurrenten beheimatet sind, die der Artefiera in den letzten Jahren viel Terrain streitig gemacht haben.

Beim internationalen Geschäft ist Bologna abgehängt. Es gilt daher, das eigene Italien-Profil zu schärfen. Damit scheinen die Direktoren auf einem guten Weg zu sein. Die kuratierten Sektionen mit Performance und Fotografie sind vielversprechend. Und immerhin ist es den Machern gelungen, die Messegesellschaft von dem Wunsch nach alter Größe mit über 200 Galerien abzubringen. Woher auch sollte man eine so große Zahl guter Galerien in einem Land wie Italien nehmen? Das wäre theoretisch bestenfalls in den USA möglich. Selbst die aktuell 140 Aussteller bringen den einen oder anderen Ausfall mit sich. Abschreiben sollte man die Artefiera jedoch keinesfalls. Vielleicht lässt sich ja manch schwache einheimische Galerie durch internationale Teilnehmer ersetzen, die von Fall zu Fall mit ihren italienischen Positionen hier antreten.