Werbung
,

Artgenève: Geld, Geschmack, Genf

So gemächlich wie in Köln und nahezu so hochkarätig wie auf der Art Basel geht es zu auf der Artgenève. Das Angebot ist schon sehr gediegen. Die Großen der Branche bestimmen immer mehr das Bild der Messe: Van de Weghe, Gagosian, Templon, Galleria Continua, Tornabuoni, Almine Rech, Eva Presenhuber... Die Liste der Top-Galerien ist lang und dürfte in der Zukunft noch länger werden - am Eröffnungstag waren einige Galeristen aus Deutschland und der Deutsch-Schweiz auf Sondierungsbesuch.

Neuester Zugang aus dieser Liga ist Thaddäus Ropac aus Salzburg. Nachdem Christine König in vorherigen Ausgaben mitunter die einzige österreichische Galerie war, ist deren Zahl mit Erstteilnehmer Mario Mauroner auf drei in einem Teilnehmerfeld von 86 kommerziellen Galerien gestiegen.

Anders als etwa in Köln oder Wien kaufen die Einheimischen hier offensichtlich auch bei auswärtigen Galerien, die sie vielleicht nicht so gut kennen. P420 aus Bologna war nach sieben Jahren Pause schon letztes Mal wieder hier, hat aber auch heuer zur Eröffnung nur an neue Kunden verkauft, alles Schweizer, erzählt Direktorin Chiara Tiberio. Es mag sicherlich helfen, dass die Ausstellung ihrer Künstlerin Laura Grisi schon seit Oktober im hiesigen MAMCO, Musée d'Art Moderne et Contemporain, zu sehen ist. Die Sammler aus der Westschweiz, Ostfrankreich und Norditalien investieren offensichtlich gerne in abgesicherte Positionen.

Avantgarde findet hauptsächlich im Rahmenprogramm statt. Mit fast noch einmal halb so vielen Institutionen (heuer 41) wie Galerien bietet die Artgenève zumindest im Verhältnis zu ihrer absoluten Größe wohl mehr als jede andere Messe, und das nicht nur aus dem Bereich der Bildenden Kunst, sondern auch an Schnittstellen zu anderen Sparten. The Music Chamber könnte sogar als kleines Festival mit durchgehenden Perfomances im Dialog mit Kunstwerken etwa von Natalie Czech, Latifa Echakch oder Jenny Holzer während der gesamten Laufzeit durchgehen.

Immer wieder überrascht Messedirektor Thomas Hug mit ungewöhnlichen Kooperationen. Dieses Jahr hat er das Syndicat National des Antiquaires zu Gast, das alljährlich die Biennale in Paris veranstaltet und in Genf mit fünf Händlern angereist ist, von Antonia Eberwein über Jean-David Cahn bis Ari Jahn. Die Präsentation von Alter Kunst nd Antiken dürfte das perfekte Match für diesen Ort sein. Allerdings sollte man Vertretern dieser Zunft nicht erlauben, auf einer hochkarätigen Messe für zeitgenössische Kunst mit ihrer eigenen, eher mediokren, aktuellen Ware anzureisen.

Wo soviel Kunst und Geld zusammenkommen, ist allerdings oft der Edelkitsch nicht weit. Bei den Sonderschauen und Lounges beleidigt eine Kooperation von Magritte-Nachlass und Lalique Auge und Intellekt mit Bleikristallversionen beliebter Motive des Künstlers.

Angesichts der Fülle anspruchsvoller Angebote nicht nur auf der Messe, lässt sich über solche Ausreißer nach unten jedoch hinwegsehen. Und wer die kleine Messe zügig abgearbeitet hat, kann sich im örtlichen Musée d'Art et d'Histoire noch ansehen, mit welch atemberaubender Souveränität Ugo Rondinone dort seine kuratorische Carte Blanche ausgespielt hat.

Mehr Texte von Stefan Kobel

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Artgenève
26 - 29.01.2023

Palexpo
1218 Le Grand-Saconnex, Route François-Peyrot 30
http://www.artgeneve.ch


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: