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Horst Antes: Zeit und (Außen)Raum

Wer würde nicht, fällt der Name Horst Antes, an Kopffüßler denken, diese signaturhaften Figuren, die Mal- & Zeichengründe sowie als Skulpturen das Terrain im öffentlichen oder musealen Raum bevölkerten. Vom Informel kommend, entwickelte der Künstler seit dem Anfang der 1960er Jahre jene vielfach rumpflosen Zeitgenossen, stets im strengen Profil, von kräftiger Einfarbigkeit, nachgerade archaisch anmutend, entsprechend von einem hohen Wiedererkennungswert.

Von 1965-2000 unterrichtete er an staatlichen Kunstakademie Karlsruhe, wo er bereits bei HAP Grieshaber studiert hatte. Dass man sich nun in der dortigen Galerie Meyer Riegger (Karlsruhe, Berlin, Basel) in einer Ausstellung des Altmeisters annimmt, scheint durchaus logisch und konsequent, man führt diverse Professoren und Absolventen im Programm. Nun also eine Antes-Schau.

Doch gerät die Karlsruher Premiere bei Meyer Riegger nicht zu einem Wiedersehen mit dem Altvertrauten, vielmehr hat sich die Galerie bei ihrer Auswahl auf zwei nicht ganz so bekannte Werkgruppen verlegt, „Häuser“, an denen der Künstler bereits seit den 1980er Jahren arbeitet und die zehn Jahre später begonnenen „Zeitraumbilder“, in denen sich der Künstler als malender Chronist der vergangen Zeit erweist. Immer wieder und wieder wird die grundierte Leinwand Format füllend mit der jeweils aktuellen Angabe zu Tag, Monat und Jahr versehen, um bei nächster Gelegenheit wieder übermalt zu werden. Während die Zeit voranschreitet überlagern sich die Datierungen, die Ziffern werden weniger und weniger lesbar, werden undeutlich, verschwimmen gleichsam wie Erinnerungen. Auf der Rückseite hingegen ist jeder Tag, an dem die Leinwand übermalt wurde, akribisch aufgelistet. Anders als etwa On Kawaras Datumsbilder, auf denen alleine das erkennbare Datum eines Tags verzeichnet ist, oder Roman Opalkas Lebenszeitprojekt 1965/1-∞, für das der Künstler an jedem Arbeitstag fortlaufend in Zahlen notierte, ist die vergangene Zeit zwar auf den Schichten des Malgrunds gespeichert, doch nicht mehr abrufbar.

Als weitaus umfangreicher erweisen sich die Haus-Bilder, an denen Antes auch heute noch arbeitet.
Sie treten singulär auf oder in Gruppierungen, schlichte Kubaturen ohne Wandöffnung, Dächer und Umfeld stets andersfarbig. Rechtecke, Dreiecke, das Dach ein Parallelogramm, diese archaischen Behausungen lassen sich mit einem sehr reduzierten Formenrepertoire auf der Leinwand errichten. Bei näherer Betrachtung erweist sich die Bearbeitung des Malgrundes, das Aneinanderfügen dieser Farbfelder von höchster Sorgfalt und Raffinesse. Kanten werden durch einen schmalen Streifen definiert, an dem man auf einen anders farbigen Untergrund blickt, lasierend legt sich bisweilen eine letzte, hellere Farbschicht über das Mauerwerk und offenbart damit den Rhythmus des Pinselduktus. Nocturnen, Wetterlagen und Jahreszeiten möchte man innerhalb der Vielzahl der in den letzten vier Jahrzehnten entstandenen Häusern erkennen, als Serie möchte man ihnen trotz der Longue Durée ihrer Entstehungszeit ein „Frisch gestrichen“ anheften.

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Service: Aus Anlass des 85. Geburtstag von Horst Antes zeigt das Museums Würth 2 in Künzelsau im Foyer 95 Werke des Künstler aus allen wichtigen Werkphasen.
Bis Frühjahr 2023
-->kunst.wuerth.com

Mehr Texte von Daniela Gregori

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Horst Antes
12.11 - 23.12.2022

Meyer Riegger
76137 Karlsruhe, Klauprechtstraße 22
Tel: +49 721 821292, Fax: +49 721 9822141
http://www.meyer-riegger.de
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-14 h


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