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Flirrende Welten und geplatzte Seifenblasen

Ein Blick auf die Contemporary Week im Dorotheum.

„Mir ist es gelungen, denen, die mein Werk betrachten, ein Gefühl von räumlicher Ruhe, von kosmischer Exaktheit und einer Gelassenheit gegenüber dem Unendlichen zu geben.“, meinte Lucio Fontana im Jahr 1966 zu seinen „Raumkonzepten“. Aufregend könnte es allerdings werden, wenn bei der Auktion Zeitgenossen am 30. November im Dorotheum ein Concetto Spaziale aus dem Jahr 1967 gerufen wird, denn 600.000 bis 800.000 Euro soll das Werk auf jeden Fall bringen und mit dieser Schätzung stellt die 92 x 73 cm messende Leinwand das Hauptwerk der Auktion dar. Schon mehrfach hohe Preise erzielt haben auch Fontanas Objekte aus der Serie Natura, die im selben Jahr entstanden sind. Trotz der relativ hohen Auflage von jeweils 500 Stück geht ein Paar der Messingobjekte mit einem Schätzpreis von 90.000 bis 120.000 an den Start. Die Wahrnehmung herausfordernde Rauminstallationen sind in den letzten Jahren ein Markenzeichen der Japanerin Yayoi Kusama geworden. Flirrende, gerne verspiegelte und mit unzähligen Punkten übersäte Welten wurden ihr Markenzeichen, ebenso wie ihre Bilder und Skulpturen von Kürbissen, denen die Künstlerin durchaus menschliche Qualitäten zuschreibt und die gerne auch aufblasbar öffentliche Plätze bevölkern. In Wien kommt eine 22,7 x 15,8 cm messende Leinwand zur Versteigerung, die auf 250.000 bis 300.000 Euro geschätzt ist.
Ähnlich flirrend sind die mit Seifenblasen und Pigmenten gemalten Bilder des tschechischen Künstlers Jiří Georg Dokoupil. Die schimmernden, fragilen Gebilde lässt Dokoupil auf der leinwand zerplatzen und so entstehen Gemälde mit räumlicher Tiefe, die an kosmische Nebel erinnern. Für das 250 x 300 cm messende Werk „Mis Mus Sian“ aus dem Jahr 2014 erwartet man 60.000 bis 80.000 Euro. Bei der Hängung der Arbeit kann man übrigens keine Fehler machen, denn diese ist sowohl horizontal als auch vertikal erlaubt.

Ein Foto, gemacht anlässlich des 25-jährigen Thronjubiläums von Queen Elizabeth II, war für Andy Warhol Ausgangsbild für sein ikonisches, 1985 entstandenes Porträt der Regentin, die am 8. September dieses Jahres verstorben war. Für die Nummer 9 aus der Auflage von 40 + 10 Künstlerexemplare liegen die Erwartungen bei 150.000 bis 200.000 Euro.

Mit solchen Preise mithalten können die Werke von Franz West. Von ihm gibt es eine Kombination eines „Gemäldes“ und des Paßstücks „Maulschelle“ auf eigens gestaltetem Sockel zu 180.000 bis 260.000 Euro zu ersteigern.

Wie in den vergangenen Jahren zur Tradition geworden, sind unter den insgesamt 89 Werken der Auktion viele der italienischen Kunst, aber auch die „Klassiker“ österreichischer Künstler:innen wie Maria Lassnig, Martha Jungwirth, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer und Gunter Damisch sind vertreten.

Bei der zweiten Zeitgenossen-Auktion im Rahmen der Contemporary Week wird es traditionell günstiger, jedoch nicht weniger international. Ein Set von sechs der klassischen Luftballon-Skulpturen von Jeff Koons ist mit einer Bewertung von 70.000 bis. 80.000 Euro Toplos der Auktion, gefolgt von den „Big Red Lantern Flowers“ des Amerikaners Donald Sultan (60.000 bis 70.000 Euro).
Im Gegensatz zu den Punkten und Blasen aus der Hauptauktion, setzte Günter Fruhtrunk auf strenge Geometrie. Dafür erschuf der 1982 verstorbene Künstler das wohl meistgesehene Kunstwerk der Welt, denn er designte die legendäre Plastiktüte des Discounters Aldi, die allerdings zur Vermeidung von Plastikmüll seit 2018 nicht mehr produziert wird. Seine „Diagonale Vibration Schwarz-Weiss-Hellgrün“ soll am 1. Dezember 20.000 bis 30.000 Euro bringen. Noch reduzierter geht es in Joseph Marionis „Red Painting“ aus dem Jahr 1999 zu, das nur wenige Spuren des Malprozesses preisgibt. (35.000 bis 40.000 Euro). Vorsicht geboten ist bei Renate Bertlmanns Edition einer gläsernen Rose mit eingebettetem Skalpell. Ihre anlässlich der Einzelausstellung im Österreichischen Pavillon im Jahr 2019 entstandene Serie "Discordo Ergo Sum: Knife Rose“ ist mit 5.000 bis 6.000 Euro bewertet. Insgesamt 253 Kunstwerke hält diese Auktion bereit.

Schon am 29. November versteigert das Dorotheum Kunstwerke der Moderne. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf den Gemälden von Alfons Walde. Fünf seiner klassischen Sujets, von Almen über die Kirche in Aurach bis zu Menschen beim Kirchgang werden mit Schätzpreisen zwischen 18.000 und 380.000 Euro angeboten. Herausragend auch das „Stehende Bauernmädchen mit Kopftuch“ von Egon Schiele aus dem Jahr 2015 (140.000 bis 200.000 Euro), ebenso wie Tamara de Lempckas „Hotelzimmer“ aus dem Jahr 1951 (150.000 bis 200.000 Euro). Von Egon Schiele bietet die Auktion noch ein klassisches Stillleben in Aquarelltechnik, das der Künstler im Alter von 15 Jahren geschaffen hat. (45.000 bis 70.000 Euro).

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Links zu den Auktionskatalogen der Contemporary Week
--> Moderne, 29.11.2022
--> Zeitgenössische Kunst I, 30.11.2022
--> Zeitgenössische Kunst II, 01.12.2022
--> Juwelen, 01.12.2022
--> Armband- und Taschenuhren, 02.12.2022

Mehr Texte von Werner Remm

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