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Berufsgebot

Die hiesige Architektenschaft, so liest man gerade im \"Standard\", ist in Aufregung. Da hat den Herrschaften von der Baukunst jemand auf die Gepflogenheiten und aufs Mündchen geschaut und herausgekriegt, wie der Gustl, der Willi und der Hansi abwechselnd in eine Jury und zu einem Auftrag kommen. Also, wir von der Abteilung Bildkunst, in aller Bescheidenheit, wir kennen solche Sachen auch. Und regen wir uns etwa auf? Zunächst einmal wollen wir ja sowieso, daß alles beim Alten bleibt. Wenn also der Lori plötzlich keinen Gusto mehr hat, obwohl er doch so ein schönes neues Museum bekommt und die Partei, mit der er sich so gut versteht, eine so gut verständliche Politik macht, dann verstehen wir das auf Anhieb überhaupt nicht. Muß der wirklich schon aufhören? Wo doch auch der Poldi erst achtzig ist! Gut, daß die Liesl, die ein bißchen mitreden darf, viele Leute kennt, und die kommen besonders aus dem Land, wo sie daheim ist. Da reden sie ein bißchen komisch, aber den Edi, mit dem kann sie sich gut verständigen, und vielleicht könnte der ja den Lori, der wirklich gut gearbeitet hat und auch ein bißchen komisch redet, gut vertreten. Da ist dann auch der Stoffel, der kommt von ganz weit weg her und kennt noch viel mehr Leute. Der Stoffel redet auch ein bißchen mit, und er kennt vor allem auch den Rudi. Der Rudi ist ein ganz schlauer, denn er kann gut mit dem Heinzi, und der Heinzi könnte vielleicht einmal, wenn?s nicht so gut läuft in der Politik, etwas mit der Wirtschaft arrangieren. Und Wirtschaft und Stammtisch haben immer schon zusammengehört. Dann sind da auch noch die Zwillinge, die heißen beide Peter und wohnen an einem großen Fluß, aber der ist ihnen jetzt zu eng geworden, und so überlegen sie sich, an einen Ort zu ziehen, wo so richtig der Strom fließt. Jetzt suchen sie jemanden wie die Liesl oder den Stoffel, jemanden jedenfalls, der sie gerne kennen mag. Willi, der Baukünstler, hat dem \"Standard\" einen Beschwerdebrief geschrieben und gemeint, was man ihm da nachsagt, das würde an \"Berufsverbot\" grenzen. Also bei uns, da ist das ganz anders. Da ist das nicht Berufsverbot. Da ist das Berufsgebot.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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