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Cornelius Kolig 1942-2022

Es ist exakt ein Jahr her, da konnte man sich in der Wiener Galerie bei der Albertina einer Ausstellung von Cornelius Kolig erfreuen. (--> siehe die artmagazine Kritik). Dem Künstler wurde für die Auswahl der Exponate freie Hand gewährt und so geriet sie Schau zu einer kleinen Retrospektive mit Werken seit dem Ende der 1960er Jahre. Zu sehr verstand er das Einzelne im großen Ganzen seines Werkes, als dass Kolig groß angelegten monografischen Präsentationen noch eine Zusage erteilt hätte, dafür gab es schließlich das Paradies in Vorderberg, an dem er bis zum Schluss gearbeitet hatte. Doch konnte man die Ausstellung auch als Gruß nach Wien verstehen, dem Ort, an dem er bei Josef Dobrowsky, Max Weiler und Herbert Boeckl studiert hatte, ein Teaser nachgerade, um von Wien nach Kärnten einzuladen. Entsprechend war auch der Titel der Wiener Ausstellung dem Motto des Schlussteins des Paradies entlehnt: VERWEILEN STATT VERREISEN.

Doch auch Kolig selbst, der aus heutiger Sicht in der Verwendung und Kombination von Materialien, dem Selbstverständnis von Körper und Geschlecht mitsamt allen damit verbundenen Vorgängen und seiner Haltung in vielerlei Hinsicht als Visionär gelten kann, verstand sich als Teil eines Ganzen.

Er verstand es, mit seiner Gestaltung des sogenannten Kolig-Saales im Kärntner Landhaus an die Tradition anzuknüpfen, indem er die Entwürfe der von den Nationalsozialisten abgeschlagenen Fresken seines Großvaters Anton in seine Arbeit mit einbezog und daraus ein Generationen übergreifendes Projekt machte.
Er verstand es im Umgang mit der Natur, wie sein Paradies vorführt, oder noch davor als Bauherr mit dem vom Architekten Manfred Kovatsch entworfenen Wohnhaus am Ossiacher See, das seit letztem Jahr unter Denkmalschutz steht. Wie ein ortsüblicher Stadel ist das Holzhaus an den Hang gebaut, kaum etwas verletzt das Terrain. Die drei Geschosse sind bis ins kleinste Detail funktional geplant und sind fokussiert auf die wirklich zentralen Tätigkeiten des Lebens: Kochen, Essen, Wohnen, Schlafen und Körperreinigung. Verschiedene Öffnungen ins Freie sorgen für eine Zone zwischen Wohngefühl und Naturerfahrung.
Er verstand es als wacher Zeitgenosse, der nie laut polternd, doch immer dezidiert und bisweilen ironisch politisch Haltung bezog, als er von Jörg Haider und darüber hinaus von seinen Anhängern angefeindet wurde.
Er verstand es auch als menschliches Individuum. Wenngleich auch Kolig, der sich sein Leben lang in seiner Kunst mit dem Dasein und all den damit verbundenen Vorgängen und Veränderungen beschäftigt hatte, hier selbst grübelte: „Das ist einfach nicht wirklich und nicht begreifbar, sozusagen nicht zu sein. So wie die Zeit vor unserer Geburt für uns ein unbeschwertes Nichtsein ist.“ , wie er in einem seiner letzten Interviews ausführte.

Nun hat Cornelius Kolig, wie man in diesem Falle treffend sagen kann, in der Nacht auf Montag seine letzte Reise angetreten. Verweilen wird er nach Auskunft der Familie in dem von ihm geschaffenen Paradies. Bleiben wird er allerorts.

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Abbildung: Kornelius Kolig, Foto: Manfred Kohl / Galerie bei der Albertina  Zetter

Mehr Texte von Daniela Gregori

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